Börnig

Börnig war ursprünglich eine kleine Bauerschaft, die die Siedlungskerne Börnig, Vellwig und Voßnacken und das Rittergut Schadeburg umfasste. Hier wurden bei Ausgrabungen ein Steinbeil und zwei Bronzebeile gefunden, was auf eine frühe Besiedlung hinweist.

Um 1000 ist von der Bauerschaft geschichtlich zum ersten Mal die Rede. Im Jahre 1266 wird ein Zeuge ‚Walterus de Bornewic‘ urkundlich erwähnt. Dieser Name weist auf eine Siedlung an einer durch Niederbrennen freigemachten Waldstelle hin. Die Vorsilbe ‚borne‘ (althochdeutsch = ‚boernane‘, frühneuhochdeutsch = ‚börnen‘) bedeutet brennen, die Endsilbe ‚wic‘ ist vom lateinischen ‚vicus‘ abgeleitet und bedeutet übersetzt Dorf. Zu diesem Ergebnis kommen die Fachleute, die für das Buch ‚Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen‘, recherchierten.

Ausschnitt Übersichtskarte des Landkreises Bochum, 1888
Ausschnitt Übersichtskarte des Landkreises Bochum, 1888

Laut dem Heimatforscher Josef Dorlöchter enthält der Name Börnig das Stammwort Born, also Quelle. Nach seiner Meinung handelt es sich bei Börnig nicht um eine einzelne Quelle, sondern um einen verdichteten Quellhorizont, dem mehrere kleine Einzelquellen den Namen gegeben haben. Dorlöchter kommt zu dem Schluss, das Börnig ‚Dorf mit kleinen Quellen‘ bedeutet.

Auch der Natur- und Umweltschützer Karl-Heinz Monno glaubt, dass Börnig von Born = Quelle abstammen könnte. Allerdings hält er auch die Deutung einer durch Niederbrennen freigemachten Waldstelle für möglich. Monno führt noch eine dritte Namensdeutung an: Börnig könne auch von Burn (burun, bura) abstammen, was Haus oder Häuser, also eine Ansiedlung bedeutet.

Der bekannte westfälische Ortsnamensforscher H. Jellinghaus wiederum kommt zu dem Schluss, im Wort Börnig könne das Stamm- oder Kennwort ‚egge‘ enthalten sein und damit einen langgestreckten Höhenrücken meinen.

Sprachwissenschaftler wiederum leiten den Namen vom prähistorischen Wort ‚Ber‘ ab. ‚Ber‘ bedeutet soviel wie Schlamm, Sumpf, sumpfiges Wasser. Das Wort weist auf ein fruchtbares Land hin.

Wie dem auch sei, im Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Jahre 1486 sind in der Bauerschaft ‚Borninck‘ 15 Grundeigentümer genannt, ferner B(orn)icke 1598 im Türkensteuerregister für das Amt Bochum und 1645 in einer Schatzungsliste. In dem Grundbuch des märkischen Mittelamtes Bochum von 1684 heißt es: ‚Noch ein Stück am Börnicken hinter Voß Garten zwischen Wiesemann und dem Wegel gelegen.‘ Der Name erscheint auch im Flurbuch der Gemeinde Castrop von 1829 in der Flur XXII, genannt Börnig.

Die Bauerschaft Börnig gehörte 1808 zur Mairie Castrop und danach zur Bürgermeisterei Castrop im Kreis/Landkreis Dortmund. Ab 1844 war sie zusammen mit Holthausen und Giesenberg-Sodingen Landgemeinde im Amt Castrop. Zum 01. April 1902 wurde das Amt Castrop aufgelöst. Die Landgemeinden Castrop, Obercastrop und Behringhausen bildeten die neue Stadt Castrop, die Gemeinden Börnig, Holthausen und Sodingen das Amt Sodingen. Das Restamt Castrop wurde in Amt Rauxel umbenannt. Das Amt Sodingen wurde von Max Wiethoff bis zur Eingemeindung durch die Stadt Herne am 01. April 1928 geleitet.

Jürgen Hagen

Quellen:

  • Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Stadtteile, Börnig; Digitales Archiv: Karl-Heinz Monno, ‚Natur in Herne‘, Sammlung von Texten und Vorträgen
  • Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Band 1, Herne 1997, Seiten 140 und 141, Börniger Straße