Aus der Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Straße

Als die heutige Viktor-Reuter-Straße noch den Namen von Kaiser Wilhelm I. trug

Diese Straße lag früher größtenteils im Waldgebiet wie die Heinrich- und die Schaefertraße. Die Häuser auf der Nordseite, erbaut zwischen 1870 und 1875, gehen auf die folgenden ersten Hausbesitzer zurück: Schreiner Adolf Lütgendorf, Zimmermeister Johann Kämper, Schuhmachermeister Georg Probst, Bergmann Bernhard Röttger, Bergmann Ferdinand Hartmann, Maurer Heinrich Wulff, Bergmann Wilhelm Heiermann, Groß, Dickhoff, Maurer und Gastwirt Christian Zelle (Niermann), Bergmann Hermann Wenzel, Bergmann Theodor Engelke, Albert Sickel, Gastwirt und Sandformer Karl Köhlhoff, Friedrich Feldmann.

Fangen wir nach der Wanderung auf der Nordseite der Straße wieder an der Bahnhofstraße an, so sehen wir auf der Südseite nach dem schon behandelten Meimbergschen Besitz zunächst das Häuschen des Metzgermeister Pah (Nr.2). Das Grundstück, auf dem es steht, wurde am 18. September 1871 von dem Schneidermeister Franz Goecke für 516 Taler erworben. Vorher hatte es der Witwe des Heinrich Rensinghoff gt. Schlenkhoff jr. gehört.

Das Wohnhaus hat 1896 eine Klempnerwerkstatt, 1899 ein Schichthaus mit Stallung erhalten, ein Zeichen, dass hier stets handwerkliches Schaffen eine Stätte hatte. Im Jahre 1896 wurde der Besitz an Bahnmeister Friedrich Kraus in Dorsten gekauft, 1899 an Metzgermeister Gustav Lorenz, 1926 an Metzgermeister Wilhelm Pah. Das Nebenhaus Nr. 4 ist seit 1928 der Neubau des Bäckermeisters Kerkhoff. Er ist anstelle eines kleineren Hauses entstanden.

Dessen Geschichte beginnt am gleichen Tage wie die des Hauses Pah. Am gleichen Septembertage 1871 wurde nämlich das Grundstück von dem Bergmann Friedrich Duesberg, der Witwe Rensinghoff gt. Schlenkhoff abgekauft. Bereits im Jahre 1872 ging es in den Besitz des Schieferdeckermeister Paulus Kleinen über. Aus dem Kaufpreis von 2.500 Talern kann man entnehmen, dass es mittlerweile bebaut worden war. Kleinen verschuldete, 1873 kam sein Besitz zur Versteigerung und wurde von dem Gewerken Theodor Hüftstege aus Arnsberg erworben. Dieser verkaufte das Haus im Jahre 1875 an den Zahntechniker Anton Pfaender, der 1887 die Rektoratschule an der Bahnhofstraße kaufte und 1889 sein Haus Kaiser-Wilhelm-Straße Nr. 4 an den Bäcker Stöwe verkaufte, der ein Backhaus anbauen ließ.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Oststraße, später Schaeferstraße, Repro Gerd Biedermann

Seit 1906 besitzt Bäckermeister Karl Kerkhoff das Grundstück. Ihm gehört auch das folgende Grundstück Nr. 6 auf dem er 1930 ebenfalls einen Neubau errichten ließ. Während die bisher behandelten Grundstücke in der Flur ‚im Süllwinkel‘ lagen und zur Zeit ihrer Bebauung als Gärten benutzt wurden, führt das Grundstück Nr. 8 wieder in das Waldgebiet, die damals schon in Äcker umgewandelte Flur ‚Busch‘. Das Grundstück des Hauses Nr. 8 erwarb am 15. November 1875 von den Geschwistern Rensinghoff der Mauerpolier Johann Kreppel, der darauf das heute noch vorhandene Wohnhaus und ein Stallgebäude erbaute. Im Jahre 1890 kaufte es der Schreinermeister Heinrich Giefers, 1930 auf dessen Witwe und Kinder.

Das Nebenhaus Nr. 10 gleichfalls noch das alte, entstand auf einem ‚Busch‘ Grundstück, das die Geschwister Rensighoff gt. Schlenkhoff 1874 an den Wirt Joseph Blüggel verkauften. Dieser erbaute darauf das Wohnhaus, das 1877 zur Versteigerung kam. Für 10650 Mark erhielt der Bauunternehmer Dickhoff den Zuschlag, der das Grundstück 1883 an den Bergmann Kurnap verkaufte. Von diesem kam es 1898 an die Eheleute Schneidermeister Anton Körte, 1907 an Franz Rennkamp, der es zur Erlangung einer Zufahrt zu seinem Hause an der Heinrichstraße brauchte, 1909 wurde es an Schreiner Johann Künsting verkauft.

Das Grundstück des Nachbarhauses Nr. 12 verkauften die Geschwister Rensighoff am 03. November 1874 an den Bergmann Oberheide. Dieser erbaute darauf ein Wohnhaus mit Stallanbau. Im Jahre 1902 wurde es an den Stellmacher Katzenberg verkauft. 1913 erwarb es der Kaufmann Servais seit 1921 besitzen es dessen Erben. Wie das vorgenannte Grundstück war auch das des Hauses Nr. 14 Ackerland in der Flur ‚Busch‘ und wurde von den Geschwistern Rensinghoff am 15. Januar 1875 an den Schreiner Wormland verkauft, der es im gleichen Jahre mit einem Wohnhause bebaute, doch kam es 1877 zur Versteigerung, wobei es der Landwirt und Ziegeleibesitzer Höhne erwarb. Das Grundstück Nr. 16 kaufte der Maurer Borgolte 1875 von den Rensinghoffs, und erbaute darauf das jetzt noch stehende Wohnhaus.

Im Jahre 1908 übernahm sein Sohn August Borgolte das Anwesen. Nach dem Haus Borgolte folgte eine kleine Baulücke, durch die später die Schulstraße gelegt worden ist. Jenseits dieser Baulücke und zugleich außerhalb des ehemaligen Waldgebietes steht jetzt die Wirtschaft Hochtrate. Das heutige Gebäude ist erst 1906 errichtet worden. Vorher stand hier ein kleines Haus. Dieses ist von dem Fabrikbesitzer Sickel erbaut worden. Im Jahre 1890 kam es an den Landwirt und Gerichtstaxator Fritz Cremer, der es 1893 an den Wirt Heinrich Hochstrate verkaufte. Inzwischen war der erste Bau durch An- und Nebenbauten erweitert und schließlich 1906 durch den jetzigen Neubau ersetzt worden. Mit diesem Grundstück schloß im Jahre 1877 bei der Katasteraufnahme die Bebauung auf der Südseite zunächst ab. Damit ist die Betrachtung der Kaiser-Wilhelm-Straße abgeschlossen. Da Heinrich- und Schäferstraße jüngeren Datums sind, und auch die Marienstraße 1877 noch unbebaut war.

Der Text wurde von Gerd Biedermann entdeckt und für das Digitale Geschichtsbuch aufbereitet.