Der alte Markt und die Familie Kortnack

Betrachten wir die Grundstücke im Einzelnen, so ist am besten bei dem Dorfmittelpunkt, der 1876 abgebrochenen Dionysiuskirche zu beginnen. wie ein Kranz legten sich zahlreiche Gebäude um sie herum. Da war zunächst das heute noch vorhandene Pastoratshaus (dieses Haus steht nicht mehr, Anmerkung des Verfassers, 2018).

Es ist im Jahre 1766 in Fachwerk erbaut und später an der West- und Südseite mit Schiefer verkleidet worden. Zu ihm gehörte das ganze vom Steinweg (jetzt An der Kreuzkirche) und Bahnhofstraße begrenzte Gelände, auf dem heute die 1875 eingeweihte Hauptkirche (jetzt Kreuzkirche) steht. Dransfeld schreibt über dieses Grundstück: An der Westseite (des Pastorats) war früher ein kleiner Garten, der das Wohnhaus von der alten Scheune trennte. Nordwärts war ein Baumhof mit einen Leiche- und ein Gemüsegarten.
In dem ersteren stand vormals ein 1822 errichtetes Backhaus in welchem seit 1837 ein Raum als Katechismusstube eingerichtet war, zu welchem Zweck vorher die gleich links am Eingange befindliche Stube des Pfarrhauses benutzt wurde. Scheune sowohl wie Backhaus sind 1867 abgebrochen und dafür die jetzige neue Scheune mit Katechismusstube, das 1909 durch Umbau und dem jetzigen Gemeindesaal erweitert wurde. Der Garten und Baumhof wurden mit einer breiten Gartenmauer umzogen.

Model des Dorfes Herne, Emschertal-Museum, 2016, Foto Gerd Biedermann
Model des Dorfes Herne, Emschertal-Museum, 2016, Foto Gerd Biedermann

Leider sind dieselben durch den Kirchbau wieder zerstört, die vielen darauf verwandten Kosten weggeworfen und das Pastoratshaus seiner schönsten Zierde beraubt. Neben dem Gemeindesaal steht noch heute das Haus Schulte-Kortnack.

1823 gehörte es allerdings Blanke, während Kortnacks Haus das ein Kirchenkotten war. Nach Bauerweiterungen zwischen Haus Kortnak und dem Hause Blanke ist eine Verbindung geschaffen worden. Im Erdgeschoss des noch erhaltenen Hauses am Alten Markt ist noch heute eine Backstube vorhanden, die jetzt mit Cafe Berke in Verbindung steht.
Die Schulte-Kortnacks, die als Kirchenkottenpächter schon im Feuerstättenbuch von 1664, das der Erhebung einer Kaminsteuer in der Mark diente, als Kortnacke erwähnt sind, waren wahrscheinlich die ersten Bäcker in Herne. Dr. Hoisehen hat bereits im Herner Anzeiger vom 01. April 1922 eine Steuerurkunde der Familie Schulte-Kortnack vom 26. März 1698 veröffentlicht, in der bestätigt wird, dass Johann Jörgen Bernt und Gertrud Kortnacks die Erlaubnis haben, im Dorf Herne ungehindert Weißbrot zu backen (Roggenbrot backte sich jeder selbst. Später war Schulte-Kortnacks Schwarzbrot sehr geschätzt). Dabei war der Johann Jörgen Bernt bereits der zweite Inhaber des Kortnackschen Besitztums, der sich aus den alten Kirchenbüchern nachweisen lässt.

Noch 1895 gehörte das Haus dem Bäcker Friedrich Georg Wilhelm Schulte genannt Kortnack, 1912 dem Kaufmann Friedrich und dem Konditor Otto Schulte-Kortnack. Jahrhundertelang ist also offenbar das Bäckerhandwerk in der Familie Tradition geblieben. Nach einer Kirchenrechnung von 1793 war Kortnack auch eine Wirtschaft. Hier wohnte auch der erste Herner Arzt Dr. Goerke. In einen Raum des Schulte-Kortnackschen Gebäudes wurde 1850 auch eine Schulklasse unter Lehrer Westerhoff untergebracht. Die Schulte-Kortnackschen Gebäude an der Bahnhofstraße, in denen ein Papierwarengeschäft, ein Weißwarengeschäft und Leder-Padberg sich befunden haben, sind 1901 abgebrochen und durch die großen Geschäftsneubauten ersetzt worden, die sich jetzt dort befinden.

Der Text wurde von Gerd Biedermann entdeckt und für das digitale Geschichtsbuch aufbereitet.