Die abhanden gekommenen Denkmale von Eickel

Ähnlich wie der Platz am Denkmal in Sodingen kann auch der ehemalige Dorfkern Eickels, der Eickeler Markt im Sud- und Treberviertel, eine besondere Denkmalgeschichte aufweisen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur im 14. oder 15. Jahrhundert errichteten und 1890/91 abgebrochenen alten Johanneskirche und zur Hülsmann-Brauerei wurde 1875 in  Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ein Krieger- und Siegesdenkmal, die sogenannte „Siegessäule“, von den Gemeinden Wanne, Eickel und Röhlinghausen aufgestellt.

Siegessäule, 1920er Jahre, Foto Stadtarchiv Herne
Siegessäule, 1920er Jahre, Foto Stadtarchiv Herne

Lange stand sie aber nicht dort, denn am 13. November 1909 wurde auf dem Eickeler Marktplatz der „Hohenzollern-Brunnen“ feierlich eingeweiht. Nichts sollte von dem neuen Eickeler  „Hingucker“  ablenken und so beschloss der Verschönerungsverein Eickel bereits am 13. Mai 1908, die „Siegessäule“ auf den Wilhelmplatz (heute „St.-Jörgen-Platz“) umzusetzen. Wegen heftiger Bürgerproteste –  die gab es auch damals schon –  bestimmte man letztendlich den Volksgarten Eickel als neuen Standort.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal stark beschädigt und am 13. Juli 1957 berichtete die WAZ fast poetisch vom rätselhaften Verschwinden der Siegessäule:

„Seit wenigen Tagen ist sie ganz verschwunden und keiner weiß, wie es geschah… Nicht einmal das Gartenamt kann Auskunft geben. Die Säule ist unauffindbar. Wie ein Veteran von 1871 – einfach weggetreten.“

Feierliche Einweihung des Hohenzollern-Brunnens, 13. November 1909, Foto Stadtarchiv Herne
Feierliche Einweihung des Hohenzollern-Brunnens, 13. November 1909, Foto Stadtarchiv Herne

Und auch das Verschwinden des Hohenzollern-Brunnens lässt Fragen offen. Während feststehen dürfte, dass die Brunnenfigur, eine Jungfrau, welche die deutsche Kaiserkrone emporhob, der „NS-Metallspendeaktion“ zum Opfer fiel, ist das Schicksal des Brunnensockels, der erhalten blieb, ungeklärt.

„Die Stadt Wanne-Eickel spielte mit dem Gedanken, den Brunnen an anderer Stelle wieder aufzubauen“, so die Wanne-Eickeler Zeitung vom 12. Juli 1960. Weiter heißt es: „Vorerst wurde der Plan fallengelassen.“ Die Stadt wollte sich aber die Option offenhalten, den Brunnen später wieder aufzubauen. Aus diesem Grunde wurde der Sockel vorsichtig und sorgfältig abgebaut. Die Steine wurden nummeriert und zum Lagerplatz am Waldfriedhof gebracht. In der entsprechenden Verfügung des Wanne-Eickeler Grünflächenamtes mit Datum vom 26. Juli 1960 wurde vermerkt: „Die Arbeit ist auftragsgemäß ausgeführt.“

Danach verliert sich die Spur. Der Fachbereich Stadtgrün und Sport teilte 2015 auf Anfrage des Stadtarchivs mit, dass der abgebaute Brunnen nicht mehr auf dem Waldfriedhof gelagert ist. Was letztendlich mit dem Sockel passierte, wird sich wahrscheinlich nicht mehr klären lassen. Wurden die Steine, nachdem die Idee eines Wiederaufbaus im Laufe der Jahre mehr und mehr verblasste, entsorgt? Haben die Steine eine andere Verwendung gefunden? Raum für Spekulationen bleibt. Gesichert ist aber, dass der Brunnen 1960 nicht einfach der Spitzhacke zum Opfer fiel.

Bei dem Abbau des Brunnens wurde eine Bleikassette gefunden. „‚Jungfrau‘ hütete nur Silberlinge, Trockener Brunnen barg feuchte Papiere“, wusste die WEZ vom 12. Juli 1960 zu berichten. In einem Vermerk des Wanne-Eickeler Grünflächenamtes vom 14. Juli 1960 wurde folgender Kassetteninhalt aufgelistet: Ein Buch Eickel-Wanne einst und jetzt (Anmerkung des Verfassers: Geschrieben vom Heimatforscher Gustav Hegler), Übersicht über die Vermögensverhältnisse der Gemeinden Wanne, Eickel und Holsterhausen, zwei Postkarten vom Wohltätigkeitsbazar Eickel v. Oktober 1907, Sonderdruck Vereinigung der Gemeinden Holsterhausen und Eickel zu einer Gemeinde Eickel, ein Rechnungsblatt der Metzgerei Heitkamp, ein Abgabenvordruck, ein Bericht des Realgymnasiums der Ämter Wanne und Eickel über das Schuljahr 1908/1909 von Dr. Bredlmann, eine Übersicht über die Volksschullasten im Amte Eickel für das Rechnungsjahr 1909, eine Postkarte Gruß aus dem Volksgarten Eickel (beschädigt), verschiedene Zeitungen, die stark aufgeweicht und miteinander verklebt waren: Eickeler Anzeiger, Fisimatenten, Rhein. West. Tageblatt. Bochumer Anzeiger, Allgemeine Zeitung, ein Briefumschlag mit zwei Visitenkarten Maria Berkermann und Berkermann, Amtmann und sechs Geldmünzen.

Jürgen Hagen

Quellen:

  • Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Bestand Denkmale
  • „…bey den spätesten Nachkommen in beständig gutem Andenken zu erhalten…“-Denkmäler in Herne und Wanne-Eickel, Manfred Hildebrandt, Der Emscherbrücher Band 14 (2008/09), Seiten 57 bis 77, herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V., Herne 2008