Amtshaus Baukau

Im Jahr 1900 zählte das Amt Baukau um die 15.000 Einwohner. Die Geschicke der Bürgerschaft wurde vom Amtshaus Baukau aus geleitet, welches 1897 von den Castroper Architekten Grüning und Westermeier nebst kleinem Sergeantenhaus gestaltet und von Dr. Stratmann genannt Westerworth errichtet wurde und an der Bismarckstraße 12 lag. Das Gebäude bildete mit zahlreichen schönen Gebäuden entlang der Bismarck- und Kaiserstraße, die bis heute teilweise gut erhalten sind, ein repräsentatives Zentrum des Amtes.

Nach Auflösung des Amtes Baukau und Eingliederung der Gemeinden Baukau und Horsthausen in die Stadt Herne am 01. April 1908 verlor das Baukauer Amtshaus mit Fertigstellung des Herner Rathauses im Dezember 1912 seine Bedeutung als Verwaltungsstandort. Bis Ende 1921 hatte Baukau aber zumindest ein eigenes Melde- und Standesamt. Ebenso eine Polizeistation.

Das Amtshaus wurde  zu einem Wohnhaus umgebaut. Bis Mitte der 1970er Jahre war es bewohnt, danach stand es leer. Da die Besitzer andere Pläne mit dem Grundstück hatten, verfiel das Gebäude mehr und mehr. Die Stadt Herne setzte das alte Amtshaus auf die Denkmalliste. Dies erfolgte auf wohlwollende Signale des Landeskonservators im Jahr 1989. Hiergegen klagten die Besitzer durch mehrere Instanzen und über mehrere Jahre.

Begleitet wurde das Gezerre um das Amtshaus von Protesten junger Menschen. Insgesamt dreimal seit 1982 wurde das Gebäude besetzt. Es bildete sich ein Initiativkreis gegen den weitern Verfall des ehemaligen Verwaltungssitzes. Wunsch der Initiative war es, hier ein autonomes Jugendzentrum, welches – mit Unterstützung anderer Gruppen – von einem Verein getragen werden sollte, einzurichten.

Doch aller Protest nutzte nichts. Das juristische Hinausziehen einer Entscheidung pro Denkmalschutz und somit zum Erhalt des Baukauer Amtshauses führte zum Ende. Das ehemals stolze Gebäude verfiel mehr und mehr. So erfolgte zunächst die Streichung aus der Denkmalliste, dann kam 1999 der Abriss.

Die Hoffnung auf Errichtung von Wohnungen, Geschäftsräumen, Praxen und einem Ladenlokal erfüllte sich nicht. Ein Bauschild stand einige Jahre auf dem Grundstück und wurde dann – von der Öffentlichkeit unbemerkt – entfernt.

Amtshaus erhitzt weiterhin die Gemüter, WAZ vom 21. Juli 2005, Repro Stadtarchiv Herne

Bis heute fanden sich keine Interessenten. Geblieben ist eine Baulücke.

Jürgen Hagen

Quellen:

  • Stadtarchiv Herne: Dokumentationsbibliothek, Sammlung Amtshäuser; Archivbibliothek, „Die Baulücke von Baukau“, Christoph Hüsken, Stadtmagazin inherne, Herausgeber: Stadt Herne in Kooperation mit der WAZ, Mai 2013; Postkartensammlung; Zeitungsarchiv, Bestand WAZ