Noch vor Bildung der Stadt Wanne-Eickel beschlossen die Gemeindevertretungen von Wanne, Eickel und Röhlinghausen, im geografischen Mittelpunkt der künftigen Bindestrich- und Mondstadt eine Stadthalle zu bauen. Einen solchen Saal für Veranstaltungen größeren Rahmens gab es bis dato in den drei Gemeinden nicht. Am 25. Juli 1925 war es soweit, die Wanne-Eickeler Zeitung verkündete in ihrer Festausgabe zur „Werbewoche Wanne-Eickel-Röhlinghausen“, dass die zwischen dem Kurhaus und der Josephskirche gelegene Stadthalle nunmehr fertig sei. Besonders wurde hervorgehoben, dass auf eine „gefällige Innenausstattung“ größter Wert gelegt wurde. Hinreichende Lüftung und eine Heißluftanlage, die vorgesehen sei, wurden ebenfalls angepriesen. Für die Beschaffung des Inventars setzte sich der Gymnasialturnlehrer Paul Käse ein. Aus diesem Grunde und wegen der äußeren Bauform bekam die Stadthalle den volkstümlichen Namen „Käseglocke“.
Dem Bau selbst wurde lediglich eine Lebensdauer von 10 Jahren vorausgesagt. Man ging davon aus, dass durch eine prosperierende Entwicklung der künftigen neuen Stadt Wanne-Eickel eine viel größere Halle notwendig werden würde.
Zur Eröffnung am 26. Juli 1925 gab es ein umfangreiches Ausstellungsprogramm, an dem sich u.a. der Verkehrsverein Wanne-Eickel, der Kunstverein Wanne-Eickel, Handel und Gewerbe sowie die im selben Jahr gegründete Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel beteiligten.
Die traditionsreiche Gesellschaft war es auch, die 1927 ein Heimatmuseum in der Käseglocke eröffnete. Das war natürlich ein besonderes kulturelles Ereignis für die junge Stadt Wanne-Eickel, die sich am 01. April 1926 gründete. Zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlichster Art wie etwa patriotische Schulfeiern des benachbarten Realgymnasiums (das jetzige Gymnasium Eickel), Konzerte, Vorträge, Ausstellungen, Theateraufführungen sowie Rezitationsabende rundeten das Programmangebot ab.
Dann nahmen 1933 die Nationalsozialisten die Käseglocke in Beschlag. Das Programm richtete sich nun nach der propagandistischen Ideologie der Nazis.
Am 17. Januar 1942 erfüllte sich dann – sieben Jahre nach dem prognostizierten Ende – das Schicksal der Käseglocke: Gegen 21:15 Uhr brannte nach einem Konzert das Gebäude samt Inventar ab. Was folgte war ein Streit darüber, ob Ursache des Brandes Feindeinwirkung durch eine Brandbombe oder fahrlässiger Umgang mit Zigarren-, Zigaretten- oder Streichholzresten war. Letztendlich wurde gerichtlich festgestellt, dass „die Entstehung des Brandes durch Feindeinwirkung in hohem Maße unwahrscheinlich sei“.
Ein angedachter Wiederaufbau kam wegen des Zweiten Weltkrieges nie zur Ausführung.
Jürgen Hagen
Quellen:
Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Bestand Denkmale