„Hotel-Restaurant Schlenkhoff – Erstes und ältestes Haus am Platze hält sich dem geehrten Publikum bestens empfohlen.“ So warb das Hotel im Herner Adressbuch 1903/04. Nach Dr. Leonhard Reiners, ehemaliger Leiter des früheren Kultur- und Presseamtes, dürfte das Hotel Schlenkhoff 1876 entstanden sein. Das Hotelgrundstück gehörte zum Grundbesitz der Familie Schlenkhoff. Es ging 1875 auf Ludwig Rensinghoff genannt Schlenkhoff über, der es mit einem Wohn- und Restaurantgebäude, Kegelhalle und Kutscherhaus bebaute. Es folgten mehrere Besitzwechsel und Veränderungen. So wurden 1898 Kegelhalle und Kutscherhaus abgebrochen und das Haus an der Nordseite erweitert. Um 1900 hatte das Gebäude bereits elektrisches Licht und es gab Kofferwagen, die für jeden ankommenden Zug des nahegelegenen Herner Bahnhofs bereitstanden. 1906 schließlich wurde, nach Abbruch des alten Saals, der repräsentative Schlenkhoffsche Saalanbau errichtet.
Diesen renovierte der letzte Pächter Walter Sailler 1952 umfangreich. Drei, je 230 kg schwere Kronleuchter gaben dem Saal ein besonderes Ambiente. Die Westfälische Rundschau vom 29. November 1952 stellte fest, dass Herne nun um einen stillvollen Festsaal reicher wäre.
Das „erste Haus am Platze“ war wegen seines guten Rufes, seiner zentralen Lage und der Nähe zum Bahnhof beliebt und Schauplatz bedeutsamer Ereignisse.
Im Juni 1911 richtete die jüdische Gemeinde hier ihre Feierlichkeiten zur Einweihung der Herner Synagoge aus. In der Festschrift wird unter der Überschrift „Das Festmahl“ berichtet, dass „der angenehme Saal des Hotels ca. 125 Damen und Herren vereinte, die sich an den langen weißgedeckten Tafeln niederließen.“
Nach der deutschen Novemberrevolution 1918 war das Hotel Schlenkhoff Hauptquartier des Arbeiter- und Soldatenrates und während der französischen Besatzung 1923/24 Sitz des Generalkommandos für das gesamte Ruhrgebiet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten zu den Gästen der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher und der erste Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer.
Ende der 1950er Jahre verflog der Glanz und am 08. Februar 1959 wurde das Hotel zwangsversteigert. Die Westfälische Rundschau merkte einen Tag zuvor an: „Man muß es bedauern, daß das Hotel Schlenkhoff an der Bahnhofstraße morgen zur Versteigerung gelangt. Es verbindet sich mit ihm ein Stück Stadtgeschichte.“
Der Abbruch des geschichtsträchtigen Hauses erfolgte 1961. An dessen Stelle trat das Stadtwerkehaus. Diesen Neubau fand der benachbarte Juwelier Hildwein so klasse, dass er auf eigene Kosten sein Haus aus der Gründerzeit abreißen ließ und ein neues Gebäude errichtete, welches sich dem Stadtwerkehaus anpasste. Die Herner Zeitung vom 24. April 1965 erklärte unter der Überschrift ‚Bahnhofstraße erhält in einem Jahr einen neuen Blickpunkt‘: „Es ist nun in der Tat so, daß sich das alte Hildweinsche Haus neben dem modernen Koloß der Stadtwerke ein wenig schäbig ausnimmt.“ Nach Fertigstellung stellten die Ruhrnachrichten fest, dass „das neue Gebäude dem Hochhaus erst die rechte Ergänzung gibt“.So war der damalige Zeitgeschmack.
Mittlerweile hat das ehemalige Stadtwerkehaus ein Facelifting erhalten und präsentiert sich nun als Stadthaus. Neben dem Cafe Extrablatt haben hier die Lokalredaktionen des Wochenblattes und der WAZ ein neues Domizil gefunden.
Gerd Biedermann, Jürgen Hagen
Quellen:
- Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Bestand Bahnhofstraße – Geschäfte und Gaststätten, Hotel Schlenkhoff
- Leonhard Reiners, „Aus der Geschichte der Bahnhofstraße“, Teile IV und X, veröffentlicht im Herner Anzeiger vom 18.01. und 15.02.1936