Rektor Gimmler stellt klar

Gustav Gimmler war in den 1950er und 1960er Jahren Rektor an der Volksschule Auf’m Kolm.

Aufgrund mehrerer Beschwerden Gimmlers über die Beschaffenheit des Schulhofes und einer „Versumpfung in der nächsten Nähe der Schule“ fand eine Besichtigung durch den Bauausschuss statt.

Das Ergebnis der Besichtigung stellte den Rektor nicht zufrieden, und so sandte er am 15. Januar 1962 ein durchaus pointiertes Schreiben an das Schulamt der Stadt Herne mit Durchschrift an die Stadtverwaltung, welches nachfolgend in der ursprünglichen Schreibweise wiedergegeben wird.1

Nach der Freigabe und der feierlichen Einweihung der Turnhalle an der Börsinghauser Str. fand eine Besichtigung der Schule Auf’m Kolm durch den Bauausschuß der Stadt wegen Schulhof und Umgebung statt. Die Besichtigung war durch wiederholte Eingaben von mir wegen der Beschaffenheit des Schulhofes und der Umgebung der Schule ausgelöst worden.

Nach der Besichtigung wurde mir von Herrn Stadtamtmann Dietzen mitgeteilt, daß der Bauausschuß festgestellt habe, daß meine Eingaben stark übertrieben sei.

Ich bin nicht gewillt, diesen Vorwurf auf mir ruhen zu lassen. Ich habe deshalb von der Umgebung eine Aufnahme gemacht und füge das Bild als Anschauungsmittel diesem Schreiben bei.

Gelände im Bereich der Volksschule Auf’m Kolm, Januar 1962, Foto Gustav Gimmler

Zunächst zum Schulhof. Er wurde letztmalig bei der Erbauung der Schule an der Börsinghauser Str. mit Koksasche ausgebessert. Sie ist in mindestens 8 Jahren durch die Kinder atomisiert worden. Er wäre ein Ideal als Staubbad für eine Hühnerfarm. Bei Wind haben wir die schönsten Staubbäder. Sprengen mit Wasser oder Regen verwandelt den Staub in Schlamm. Durch Wind und Regen ist die Hofdecke inzwischen abgesunken. Der Unterschied zu den gepflasterten Gehsteigen ist besonders groß und bildet eine Stolpergefahr für die Kinder. Beinbrüche sind bereits eingetreten. Der Zaun an der Vorderfront des Hofes ist nur noch teilweise vorhanden. Er ist ein weiteres Anschauungsmittel für Schönheitsideale und Unfälle. Alle von mir seit Jahren gemachten Eingaben sind bis jetzt erfolglos geblieben.

Nun zu der Umgebung und dem Bild. Das Gelände liegt in nördlicher Richtung des Schulhofes und erstreckt sich über den ganzen Westen bis zur Zeche Mt. Cenis. Das Wasser steht hier seit August 1960, also seit 1 1/2 Jahren. Die im Vordergrund aufragenden Zweige sind von der Hecke des Schulgrundstückes. Durch sie hindurch ist Wasser bis auf geringe Entfernung vom Schulgrundstück sichtbar. Unkraut verdeckt nur das anstehende Wasser. Es ist nur als ein Wunder zu betrachten, daß hier noch nicht die Pest ausgebrochen ist.

Ich glaube nicht, daß nun noch der Mut aufgebracht werden kann, daß meine Angaben übertrieben seien. Sollte allerdings der Plan bestehen, daß hier ein Freibad wachsen soll, bitte ich mein Schreiben als erledigt zu betrachten.

Eine Antwort des Schulamtes der Stadt Herne oder der Stadtverwaltung auf das Schreiben von Rektor Gimmler ist im Stadtarchiv nicht überliefert.

Jürgen Hagen

Anmerkung

  1. Siehe: Stadtarchiv Herne, Bestand Ausschüsse, Bau- und Grundstücksausschuss Herne, Verschiedenes, Laufzeit 1954 – 1971. ↩︎