Schlachthof Wanne

Nach Erlass des Reichsfleischbeschaugesetzes wurde durch Ortsstatut vom 23. Juli 1898 für die Gemeinde Wanne der Schlachtzwang für die gewerblichen Schlachtungen eingeführt. Durch das „Regulativ betr. den Schlachthofzwang und die Benutzung des öffentlichen Schlachthofes in Wanne“ vom 01. April 1900 mussten alle Schlachttiere im öffentlichen Schlachthof in Wanne geschlachtet werden.

Der Schlachthof wurde auf einem etwa 5,35 Morgen großen Grundstück errichtet und am 28. Juli 1900 der Öffentlichkeit übergeben. Es wurden eine Großviehschlachthalle, eine Schweineschlachthalle, eine Kaldaunenwäsche (Kadaunen oder Kutteln = Vormagen der Wiederkäuer), eine Kühlhalle, ein Maschinen- und Kesselhaus sowie eine Eisbereitungsanlage gebaut. Groß- und Kleinviehstallungen wurden gleichzeitig mit einem Pferdeschlachthaus errichtet.

Durch einen Gemeindebeschluss vom 15. Februar 1904 wurde die Einführung des Schlachtzwanges für die gewerbsmäßigen Schlachtungen der Gemeinde Eickel im Schlachthaus zu Wanne beschlossen.

Schlachthof Wanne, Repro Stadtarchiv Herne

1910 wurden gleichzeitig ein Pökelraum, ein Kühlhaus für Pferdefleisch, ein Laboratorium, neue Großviehstallungen und eine Freibank errichtet.

Die Stückzahl der Schlachtungen betrug:

1901 = 9.274, 1914 = 26.314, 1919 = 5.101, 1924 = 13.940, 1928 = 28.048

1929 = 23.542, 1939 = 29.457, 1945 = 4.481, 1948 = 1.224, 1949 = 7.185

1950 = 13.451, 1955 = 29.070, 1960 = 32.391, 1965 = 30.296, 1970 = 24.628

In den Jahren 1916 und 1917 wurde eine Schlachtgemeinschaft Wanne-Eickel gegründet, um eine gemeinsame, geordnete Verteilung des Frischfleisches und eine sachgemäße Verarbeitung der Innereien zu Wurst zu gewährleisten. Dafür wurde auf dem Schlachthof eine modern eingerichtete Wurstküche errichtet, in der später im Tag- und Nachtbetrieb täglich 80 bis 100 Zentner „Schwerarbeiterwurst“ für die Bergarbeiter des Bezirks Bochum, Langendreer, Hattingen, Herne, Eickel und, Wanne hergestellt wurde.

Während des Krieges errichtete man in Wanne eine Garnisonschlachterei, die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges bestand.

Nach zahlreichen Um-, Aus- und Neubauten in den folgenden Jahrzehnten wurde der Schlachthof am 31. Dezember1972 stillgelegt, die Gebäude Anfang 1973 abgerissen.1

Jürgen Hagen

Anmerkung

  1. Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Band 1, Herne 1997, Seiten 553 und 554, Schlachthofstraße. ↩︎