Eine aus heutiger Sicht skurrile, jedoch effektive Form der Propaganda im Ersten Weltkrieg war das 1915 und 1916 in Mode gekommene Benageln von Kriegswahrzeichen. Von Gemeinden und karitativen Organisationen, wie etwa Bürgerausschüsse oder vaterländische Frauenvereine, wurden aus Holz gefertigte Figuren (z. B. Ritter und Soldaten) beziehungsweise regionale und nationale Symbole (wie etwa Stadtwappen, Eiserne Kreuze, Säulen) aufgestellt.

Gegen Entrichtung einer Mindestspende durften die Menschen einen Nagel in diese Objekte schlagen. An den Nagelungen wurden alle Bevölkerungsschichten im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen mit feierlichem Charakter zur Teilnahme aufgerufen. Ein eiserner Nagel kostete 25 oder 50 Pfennige und konnte auch von denjenigen erworben werden, die zu anderen Kriegssammlungen wie z. B. „Gold gab ich für Eisen“ nichts beitragen konnten.
Die eingenommenen Gelder dienten zur Unterstützung von Kriegsopfern, wie Hinterbliebene und Verwundete. Dabei waren die Einnahmen nicht unbedingt entscheidend für den Erfolg der Nagelungen. Weit bedeutender war ihre propagandistische Wirkung, da sie den Patriotismus und das Gemeinschaftsgefühl der Menschen ansprachen und so zur Stärkung der „Heimatfront“ beitrugen.
Auch in Herne und im damaligen Amt Wanne wurden Kriegswahrzeichen zum Benageln aufgestellt. Für den vor dem Herner Rathaus am 28. November 1915 eingeweihten „Eisernen Ritter Konrad von Strünkede“ wurde eigens ein Lied komponiert.
Jürgen Hagen
Quellen:
- Stadtarchiv Herne, Bestand ‚Erster Weltkrieg‘; Bestand V-Stadtverwaltung Herne 1897- 1929, Akte V/3327(3)
Literatur:
- An der „Heimatfront“ – Westfalen und Lippe im Ersten Weltkrieg, Seiten 106 bis 124, herausgegeben vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2014