Der ehemalige Hof Stratmann lag in der früheren Gemeinde Röhlinghausen, Flur I, genannt Röhlinghausen. Im 15. Jahrhundert war er der größte Hof in der Bauerschaft Röhlinghausen. Das Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 erwähnt in Hordel, wozu auch Röhlinghausen gehörte, einen „Straitman to Roiinchusen“ und einen „Evert Straitman“, in der Türkensteuerliste von 1542 wird ein „Stratman“, im Feuerstättenverzeichnis des Amtes Bochum von 1664 ein „Stratman, Erbe oder Hobsgut, ein Hof, zwei Feuerstätten, deren eine die Leibzuchterinne bewohnet“, genannt.
Im Jahre 1749 entstand das neue Haupthaus des Hofes. Auf dem Hof Stratmann wurden um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Haverdunker Hofgerichte abgehalten. Der Haverdunker Hof war ein mit eigenen Rechten ausgestatteter freier Reichshof. Auf dem Gut Stratmann wurde 1756 eine Notschule eingerichtet. 1812 brannte der Hof vollständig nieder. Die Gebäude wurden sofort wieder aufgebaut.
Die Gemeindevertretung Röhlinghausen beschloss am 10. Februar 1921 den Ankauf des Stratmannschen Hofes einschließlich der Wirtschaftsgebäude zwecks Einrichtung eines Volkshauses. Aufgrund des Beschlusses vom 27. März 1922 wurde der Umbau nach den Plänen des Bochumer Architekten Hoffmann vorgenommen. Ende März 1923 waren die Bauarbeiten beendet. Bei der Projektierung und Bauausführung ist hauptsächlich Wert darauf gelegt worden, den alten Bestand der Gebäude soweit wie möglich zu erhalten. Im Untergeschoss befand sich ein Wirtschaftsraum mit zwei durch Schiebetüren verbundenen Gesellschaftszimmern und ein Vortragssaal, der rund 150 Personen aufnehmen konnte. Er diente sowohl als Gastwirtschaft als auch für Veranstaltungen der Jugendpflege.
Die ehemalige Scheune wurde zu einem 12 mal 26 Meter großen Saal mit Bühne umgebaut, der Turn- und Gesellschaftszwecken diente. Dieser Turn- und Festsaal wurde auch zu Kinovorführungen im Rahmen der Jugendpflege genutzt. An der Südseite des Saales war eine Kegelbahn angebaut. Aus einem Teil der früheren Wagenremise wurde eine Badeeinrichtung mit acht Duschen und zwei Badewannen geschaffen. Im zweiten Stockwerk lagen zwei Bibliotheksräume und fünf Wohnräume des Wirts, im dritten Stockwerk drei große „Jugendpflegeräume“. Dem Gebäudekomplex war im Westen ein großer Konzertgarten vorgelagert. Im Osten lag ein Rasenplatz. Die Verlängerung der Hauptachse des Gebäudekomplexes führte auf den vorgelagerten Sportplatz. Das Volkshaus wurde am 02. April 1923 eröffnet. Das Gebäude, 1933 in Göbbelshaus umbenannt, wurde 1943 durch einen Bombenangriff zerstört. Das wieder umbenannte und instandgesetzte Haus wurde nach wenigen Jahren abgebrochen. Im Juni 1958 begann man mit dem Bau des neuen Volkshauses; genau zwei Jahre später wurde der Neubau seiner Bestimmung übergeben.1|2
Jürgen Hagen
Anmerkungen
- Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Band 1, Herne 1997, Seiten 599 und 600, Stratmanns Weg. ↩︎
- Siehe auch: Zur Geschichte und Bedeutung des Volkshauses Röhlinghausen. ↩︎