Wirklich ein Märchen – die Fußball-WM 2006 in Deutschland

Bereits im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war mir bewusst, dass es sehr schwierig werden würde, an Karten zu kommen, besonders in Wohnortnähe. Das Organisationskomitee hatte ein Verlosungssystem eingeführt. Ich reichte eine Bewerbung ein und wählte dabei bestimmte Orte und Spielpaarungen aus.

Es dauerte Monate, bis ich von dem Organisationsteam hörte. Und war völlig überrascht, als mir Karten zu zwei attraktiven Spielen ausgerechnet in Dortmund, in unmittelbarer Nähe, zugeteilt wurden. Es handelte sich um das Vorrundenspiel Japan gegen Brasilien sowie um ein Achtelfinalspiel in Dortmund. Da ich vier Karten für meine Familie beantragt hatte und diese auch bekam (was eigentlich unfassbar ist), hatte ich mich entschlossen, die Anfahrt entspannt zu organisieren, und wir sind mit einem Taxi zum Stadion gefahren.

Bereits der Weg zum Stadion war eine Show für sich: überall wurden Andenken, Fahnen und sonstige Fußballdevotionalien verkauft. Die Stimmung unter den Menschen war super. Viele kamen aus dem Ausland und machten durch Sambatänze, farbenfrohe Kleidung, Fahnen etc. auf sich aufmerksam. Trotz der enormen Sicherheitskontrollen war die Atmosphäre friedlich und gelassen. Im Stadion hatten wir hervorragende Plätze für den unteren Bereich, und zwar exakt auf der Seite, wo sich die Brasilianer für das Spiel warmliefen: Ronaldinho, Adriano, Ronaldo & Co zeigten ihre Kabinettstückchen direkt vor uns. Meine Kinder waren begeistert. Selbst meine Frau (kein Fußballfan) konnte nicht verhehlen, dass angesichts dieser Stimmung das ganze Spiel Volksfestcharakter hatte.

Die Brasilianer gewannen erwartungsgemäß mit 4:1 Toren und standen damit im Achtelfinale. Exakt für dieses Spiel, Brasilien gegen Ghana, hatte ich wenige Tage später wieder vier Karten in Dortmund. Das war ebenfalls eine farbenfrohe Partie, weil die Fans aus beiden Lagern eine super Stimmung verbreiteten und durch tolle musikalische Einlagen auch außerhalb des Stadions glänzten. Bei einer solchen Atmosphäre kann man festhalten: Es war wirklich ein Sommermärchen, auch bei solchen Spielen, die nicht von der deutschen Nationalmannschaft bestritten wurden.

Wolfgang Bruch1

Anmerkung

  1. Erstveröffentlichung des Textes in: „HerzRasen – Die Weltmeisterschaften seit 1954“. Seiten 129 und 130. Klartext-Verlag. Veröffentlichung des Textes auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung des Autors. ↩︎