Bohrtürme auf Sengenhoffs Feld

Eigentümer forderten Kaufpreis und Entschädigung für verdorbene Kartoffel

Lange bevor die Gründung der Zeche Shamrock vom Handelsminister am 28. März 1857 genehmigt und damit rechtskräftig geworden war, waren die Vorarbeiten für die Schachtabteufung bereits im Gange. Hingewiesen wurde schon auf den Kaufvertrag vom 15. April 1856, in dem Mulvany für die Bergwerksgesellschaft Shamrock von Heinrich Sengenhoff (sein Hof lag an der Ecke Shamrock- und Courrieresstraße) ein Grundstück, ‚Sengenhoffs Feld‘ genannt, und einen Teil der Holzung beim Hofe für 7.800 Taler gekauft hatte. In diesem Vertrage räumte der Verkäufer dem Käufer das Recht ein, die auf den verkauften Grundstücken und beim Bergbaubetriebe zum Vorschein kommenden Wasser mittels eines zum Hofe gehörenden Abzugsgrabens in den Overkampschen Mühlenbach (= Westbach) zu leiten. Weiter verpflichtete er sich, der Bergwerksgesellschaft Shamrock den zur Anlegung eines Fahrweges von dem Herne-Eickeler Communalwege ( = Shamrockstraße) zu den erworbenen Grundstücken erforderlichen Grund und Boden zu verkaufen. Am 17. Oktober 1856 trat Heinrich Sengenhoff weiteren Grund und Boden ab, wobei in den Kaufpreis die Entschädigung für verdorbene Kartoffelfrucht eingeschlossen war.

Daraus geht hervor, daß die Arbeiten zur Anlegung des ersten Schachtes der Zeche Shamrock zwischen dem Grundstückskauf vom 15. April 1856 und dem Grundstückkauf vom 17. Oktober 1856 begonnen haben müssen. Noch besseren Aufschluß gibt darüber ein Antrag, in dem Wm, Th, Mulvany am 04. Juni 1858 beim Bürgermeister von Forell die polizeiliche Erlaubnis zur Errichtung eines provisorischen Wohnhauses für Arbeiter (in der Größe einer heute üblichen Baracke) erbat, das die Stelle einer Bretter-Baubude einnehmen und der Reinlichkeit und Gesundheit, der Arbeiter wegen in fester Form errichtet werden sollte.

Am 21. Juni 1856 wurde die polizeiliche Erlaubnis zur Errichtung eines ‚Materialien-Schoppens‘ und einer Schmiede auf der von Sengenhoff gekauften Parzelle, einer Stallung und eines Ziegelofens beantragt. Nachdem der Herner Gemeinderat (Gemeindevorsteher Schulte und Gemeinderatsmitglieder Klüsener, Veuhoff, Feldmann, Mumme und Weusthoff) gegen Arbeiterwohnhaus, Materialienschuppen, Schmiede und Stallung keine Bedenken erhoben hatte, erteilte die landrätliche Behörde in Bochum die Erlaubnis.

Hof Sengenhoff und Shamrock, Dorf trifft Industrie, Foto Stadtarchiv Herne
Hof Sengenhoff und Shamrock, Dorf trifft Industrie, Foto Stadtarchiv Herne

Zur Frage des Ziegelofens schrieb Bürgermeister von Forell, wenn es sich nur um gewöhnlichen Feldbrand handele, könne die Genehmigung in Herne erteilt werden, für bleibende geschlossene Öfen sei die Genehmigung der Regierung erforderlich. Da die Akten nichts mehr über den Ziegelofen enthalten, scheint es sich nur um Feldbrand gehandelt zu haben. In einem anderen Schreiben vom gleichen 21. Juni 1856 beantragt der (von seinem Bruder aus Irland herübergeholte und zum Direktor von Hibernia und Shamrock bestellte) Thomas John Mulvany einen kleinen Kanal den Communalweg (= Shamrockstraße) entlang des Westbachs zum Ablauf des Drainage-Wassers eröffnen zu dürfen.

Weisen schon diese Anträge deutlich darauf hin, daß im Sommer 1856 ein
wachsender Betrieb zwischen der Shamrockstraße und dem Hoheneick sich entfaltete, so besagt eine Unfallmeldnng vom 04. Juli 1856 Näheres über die Arbeiten selbst. An diesem Tage zeigte nämlich der Direktor Thomas J. Mulvany dem Amt Herne an, daß am Tage vorher gegen 1 Uhr nachmittags der Bohrarbeiter Carl Engel einen Schlag mit dem Kabelarm erhalten habe und nach Verlauf von fünf Stunden gestorben sei.

Die Vernehmung des Kötters Georg Gartmann gt. Wieskämper aus Holsterhausen, bei dem der Verunglückte in Logis war, ergab, das der aus Rheinbrohl (Reg. Bez. Cobiens) stammende Engel bei den Bohrarbeiten auf der Zeche Shamrock beschäftigt war und beim Aufziehen oder Einsetzen des Bohrgestänges von dem Kabel einen derartigen Schlag vor den Leib erhalten hatte, daß er gleich zusammengesunken war. Die übrigen Arbeiter hatten ihn nach Haus gebracht, der sie begleitende Med. Chirurg Goereke aus Herne hatte das Nötige zur Pflege angeordnet, Engel war auf ein Bett gelegt, ein Mann zur Bedienung bei Ihm bestellt worden, aber abends gegen 7 Uhr war er gestorben. Da er katholischer Konfession war, wurde er auf dem kath. Kirchhofe zu Eickel durch Pfarrer Sehrepping beerdigt.

Der Text wurde von Gerd Biedermann entdeckt und für das digitale Geschichtsbuch aufbereitet.

Hinweis: Der Artikel stammt aus dem Jahr 1957 und ist im Kontext der Zeit, in der er geschrieben wurde, zu betrachten. Die damalige Rechtschreibung wurde unverändert übernommen.

Quelle:

  • Herner Zeitung, März 1957