Kaum wurde das Halstenberg/Stakemeier-Papier bekannt, ging ein Aufschrei der Empörung durch das gesamte Ruhrgebiet. In den Tageszeitungen wurden zum Termin der Übergabe an die Landtagsfraktionen Inhalt und Intention der Studie, aber auch Reaktionen aus den Städten veröffentlicht. Auch in Herne und Wanne-Eickel stieß die Halstenberg/Stakemeier-Studie auf eine breite Ablehnung.
Hernes Oberstadtdirektor Ostendorf, gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, gab am 24. März 1972 allen drei Hemer Zeitungen eine Pressekonferenz. Dabei bezeichnete er das Papier aus der Staatskanzlei als einen „unausgegorenen Gaunerstreich“, mit dem die Austrocknung der Emscherzone eingeleitet werde. Er meinte, dass mit den „Monstren“ von Städten über 200.000 Einwohnern keine Bürgernähe mehr möglich sei. Für den 27. März 1972 kündigte er an, dass man in einer Sitzung des Hauptausschusses ein Arbeitsprogramm zur Einleitung von Gegenmaßnahmen entwerfen und eine Entschließung für den Rat vorbereiten werde. Unbeirrt hielt Ostendorf an dem Städteverbund der vier Emscherstädte Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel und Recklinghausen fest, während er gleichzeitig für einen Kommunalverband Ruhr unter Beibehaltung der Selbstständigkeit der kreisfreien Städte stritt. „Wir werden uns gegen diese Gigantomanie zu wehren wissen“, sagte der streitbare Oberstadtdirektor den Pressevertretern.
In einer einstimmigen Entschließung vom 24. April 1972 lehnte die Stadtverordnetenversammlung die Eingemeindung von Herne nach Bochum strikt ab und stellte die administrative Kraft Hernes heraus. Weiter vertrat der Rat die Auffassung, dass die regionalen Probleme sehr wohl durch Zusammenarbeit der Städte bei gleichzeitiger Öffnung der natürlichen Entwicklungsräume gelöst werden könnten. Damit war die Nordausrichtung Hernes gemeint. Auch fehlte nicht der Hinweis auf die Kooperationsfähigkeit der Stadt Herne. Als ersten Beitrag dazu zog man die Bildung eines Planungsverbandes nach dem Bundesbaugesetz zwischen den vier Emscherstädten Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel und Recklinghausen heran. Aber auch im Interesse der Bürgerschaft und der Sicherung der Demokratie sei eine Eingemeindung entwicklungsfähiger Mittelstädte abzulehnen, so die Argumentation.
In Wanne-Eickel argumentierten sowohl die Verwaltungsspitze als auch die Ratsmitglieder gegen jede Form von Eingemeindungen. Der Ältestenrat entschied Ende März 1972, im Falle einer Eingemeindung das Verfassungsgericht anzurufen. Oberbürgermeister Urbanski stellte die Diskussionsbereitschaft der Landesregierung in Frage und fühlte sich an die Eingemeindungsphase in den 1920er Jahren erinnert (in der auch die kreisfreie Stadt Wanne-Eickel entstanden ist). Allgemein vertrat man die Auffassung, die Pläne und Vorschläge der Landesregierung würden immer konzeptionsloser, obwohl doch der Diskussionsentwurf der Staatssekretäre schnörkellos klar formuliert war. Der Rat der Stadt Wanne-Eickel fasste am 27. April 1972 einstimmig eine Entschließung zur bevorstehenden Neuordnung des Ruhrgebiets, die vom Ältestenrat ausgearbeitet worden war. Wie der Rat der Nachbarstadt Herne beharrte man auf der Selbstständigkeit der Stadt und hob die Zusammenarbeit mit anderen Städten als Beweis für die eigene Gestaltungskraft hervor. Besonders die Kooperation und Koordination in der Arbeitsgemeinschaft mit Herne, Castrop-Rauxel und Recklinghausen wurden angeführt, um zu dokumentieren, dass die Stadt Wanne-Eickel in der Lage sei, auch in überörtlichen Zusammenhängen zu handeln.
Wie aufgeheizt die Stimmung war, zeigt eine Begebenheit im Januar 1973: In den Ruhr-Nachrichten wurde angedeutet, man hätte von Seiten der Bochumer SPD aus angeboten, dass nach einer Eingemeindung der zukünftige Bürgermeister von „Groß-Bochum“ durchaus Urbanski oder Schwirtz (Oberbürgermeister von Wattenseheid) heißen könnte, da Bochums Oberbürgermeister Claus aus Altersgründen nicht wieder kandidieren werde. Diese Angebote waren offensichtlich so konkret, dass Urbanski auf der Kreisdelegiertenkonferenz der Wanne-Eickeler SPD am 4. Januar 1973, nachdem er erneut eine Eingemeindung Wanne-Eickels strikt abgelehnt hatte, meinte, selbst durch personelle Angebote der großen Nachbarn könne man ihn nicht umstimmen. Wörtlich erklärte er: „Es geht hier nicht um 47 Ratsmandate oder die Stelle eines Oberbürgermeisters oder Bürgermeisters, sondern um das Optimum für den Bürger.“
Jürgen Hagen, Erstveröffentlichung des ursprünglichen Textes: „Die Liebe aber kommt im Bett… – Die Geschichte der Städteehe von Herne und Wanne-Eickel“. Jürgen Hagen. In: „Der Emscherbrücher“ Band 17 (2016/17). Seiten 40 bis 42. Herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V. Herne 2016.