Sucht der Betrachter auf dem heutigen Stadtplan von Herne nach größeren Waldflächen wird ihm gewiss der Gysenberger Wald auffallen, der Volkspark in Sodingen oder das Langeloh. Auch im Herner Süden wird er noch ein Waldstück entdecken, den ‚Constantiner Wald‘, um den sich, durch Wohngebiete und Freiflächen getrennt, noch einige weitere Waldfleckchen gruppieren. Vergleicht man diesen Teil des Herner Stadtgebietes, gegenwärtig ungefähr begrenzt von der Bergstraße, der Jahnstraße in der gedachten Verlängerung zur Wiescherstraße und dem Landwehrweg, stellt man fest, dass die Waldflächen im heutigen Herner Süden die letzten Reste eines ehemals zusammenhängenden Waldgebietes von beträchtlichem Umfang darstellen: die Herner Mark.
Als vor vielen hundert Jahren die ersten Ansiedler hier erschienen, stand ihnen viel mehr Land zur Verfügung, als sie in eigener Bewirtschaftung nehmen konnten. Um ihr Eigentum lag das Öd- und Weideland in dem undurchdringlichen Wald, große Bruch- und Heideflächen, weite Sümpfe und Moore abwechselten. Der Ertrag dieser Wildländereien floss allen zu. Jeder war berechtigt, sich Bau und Brennholz zu schlagen, Sand zu graben, das Wild zu erlegen, Fische zu fangen und das Vieh weiden zu lassen. Den gemeinsamen Wald nannte man ‚Mark‘, das Weideland ‚Vöde‘.
Die Herner Mark begann im Osten des Dorfes an der Sodinger Grenze. Sie erstreckte sich über Constantin südlich bis zur Grumme und westlich bis Riemke. Der Wald bestand aus großen Eichen und Buchenholz. Nur der Constantinerbusch und das Düngelbruch sind die winzigen Überbleibsel der Mark. Die Alt-Herner vereinigten sich, um ihre Rechte gegen Zugezogene zu wahren, zu einer Markgenossenschaft. Das Holznutzungsrecht war für die einzelnen Bauern und Kötter verschieden, die Zahl der auftreibenden Schweine dagegen unbeschränkt. Im Jahre 1769 wurde die Mark unter 59 Berechtigte aus Herne, 15 aus Hiltrop und 4 aus Bergen, aufgeteilt.
Die Vöden waren eingehegte Ländereien, die meistens 5 Jahre beackert wurden und dann 5 Jahre brach liegen blieben, um als gemeinsame Weide zu dienen. Eine Vöde lag im Südosten des Dorfes ‚In der Vöde‘. Andere Vöden waren der Regenkamp, die Koppelheide, der Knüsen, die Hohen Eichen der Beisenkamp und ein Stück im Rottbruch.
Es war das Gelände zwischen Grenzweg, Shamrockstraße, Huestraße, Poststraße und Bahndamm. Die Baukauer Vöden lagen an der Baukauer Straße, der Rottstraße und Hertener Straße und bestanden aus dem Schnittbruch, Grasbruch, Mühlenfeld und Rott. In Horsthausen waren der Hüttenbusch und die Westerförde gemeinschaftlicher Besitz. Nach vielen harten Kämpfen einigten sich die Bauern zur Aufteilung der Vöden. Jetzt nahm jeder sein zugewiesenes Stück in eigene Bewirtschaftung.
Über ein Gründungsdatum der Herner Markgenossenschaft wissen wir heute nichts. Eine Urkunde von 1673 berichtet lediglich, dass die Markengerechtigkeiten in der Herner Mark von undenklichen Jahren und Zeiten herrühren. In der Tat hat es die Markgenossenschaft bereits 1435 gegeben. In jenem Jahr fassten die Genossen den gemeinsamen Beschluss, Diderich Schulte von Bergen auf 70 Jahre die Nutzung von Teichen zu überlassen. Dieses ist die erste urkundliche Nachricht, die uns von der Herner Markgenossenschaft vorliegt.
Der Text wurde von Gerd Biedermann entdeckt und für das digitale Geschichtsbuch aufbereitet.