Zur Geschichte der Trinkhalle am ehemaligen Börniger Wochenmarkt, dem heutigen Kurt-Edelhagen-Platz
Am 07. Februar 1922 beantragte die Gemeindevertretung Börnig die Errichtung einer Bedürfnisanstalt nebst Trinkhalle, da der Börniger Wochenmarkt am heutigen Kurt-Edelhagen-Platz sich zu einer festen Einrichtung etabliert hatte. Nach Genehmigung durch die Amtsversammlung Sodingen am 14. Februar 1922 errichtete die Gemeinde Börnig das Gebäude. Mit Erteilung einer Schankkonzession am 16. November 1922 wurde die Wartehalle eröffnet.

Die Trinkhalle „Heike’s Kiosk“ feierte daher im Jahr 2022 den 100. Geburtstag. Das historische Bauwerk hat also einige Jahre mehr auf dem Buckel als der benachbarte Sodinger Hochbunker, dem heutigen we-house. Die frühere Trinkhalle und heutige „Bude“ war und ist ein zentraler Treffpunkt am alten Sodinger Marktplatz. Die Entwicklung der Trinkhallen zum Ruhrgebiets-Kulturgut wird am Beispiel „Heike’s Kiosk“ mit der über einhundertjährigen Geschichte exemplarisch dokumentiert.
Chronik
07.02.1922: Die Gemeindevertretung Börnig beantragt die Errichtung einer Bedürfnisanstalt nebst Trinkhalle, da der Börniger Wochenmarkt sich zu einer festen Einrichtung etabliert hat. Aus diesem Grunde sei eine Bedürfnisanstalt mit integrierter Warte- und Trinkhalle unerlässlich, zumal die verkehrsreiche Lage des Platzes „schon ohnehin eine solche notwendig machen würde“.

08.02.1922: In diesen Zusammenhang beantragt die Gemeindevertretung Börnig, den „von der Gertherstrasse kommenden und am Amtsplatz vorbeifließenden ‚gesundheitsgefährdenden und übel riechenden‘ Bach“ zu kanalisieren. Hierzu wird aus technischen Gründen der Ankauf eines angrenzenden Wiesengrundstückes vom Gastwirt Nöthe vorgeschlagen. Kosten des ca. 90 Ruten großen Grundstückes: rund 55.000 Mark.
14.02.1922: Die Amtsversammlung Sodingen stimmt diesen beiden Anträgen zu. Die politische Gemeinde Börnig erbaut das Gebäude.

16.11.1922: Der Gemeindevertretung Börnig wird eine Schankerlaubnis für die fertiggestellte Warte-/Trinkhalle erteilt. Der 16.11.1922 ist somit als offizielles Eröffnungsdatum der Trinkhalle – aus der der jetzige „Heike’s Kiosk“ hervorgegangen ist – zu werten.
16.12.1924: Durch Beschlüsse des Amtes Sodingen vom 26.08.1924 und der Gemeindevertretung Börnig vom 27.08.1924 ist die Bedürfnisanstalt/Warte- und Trinkhalle in das Eigentum des Amtes Sodingen übergangen. Eine Umschreibung der Schankkonzession wird veranlasst.
20.02.1925: Der Kreisausschuss Dortmund genehmigt die Umschreibung.
01.04.1928: Mit Auflösung des Amtes Sodingen und der Eingemeindung von Börnig in die Stadt Herne wird am 01. April 1928 das Häuschen eine Herner „Bude“.
01.10.2000: Heike Chuchra übernimmt die Trinkhalle. Unter dem Namen „Heike’s Kiosk“ wird die Bude eine Sodinger Institution.
24.02.2022: Auf Initiative von Bezirksbürgermeister Mathias Grunert, der SPD Sodingen und der Geschichtsgruppe „Die Vier!“ wird die geschichtsträchtige Trinkhalle in die Denkmalliste der Stadt Herne eingetragen (Stand der Denkmalliste, Listenteil A: 11.07.2023, abrufbar unter: https://serviceportal.herne.de/detail/-/vr-bis-detail/dienstleistung/21028/show. Letzter Zugriff: 08.09.2024.).
Besonders verdient gemacht hat sich hierbei Gerd Biedermann von der Geschichtsgruppe „Die Vier!“, der im Stadtarchiv Herne akribisch zur Geschichte der Trinkhalle geforscht hat. Gemeinsam mit Stadtarchivar Jürgen Hagen widerlegt er einen Börniger Heimatforscher, der am 19. August 2020 in der Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen behauptete, der Kiosk sei 80 Jahre alt.
20.07.2022: Der Herner Denkmalpfleger Christian Kühne lässt es sich nicht nehmen und schraubt höchstpersönlich die Denkmalplakette an das denkmalgeschützte Häuschen an.
März 2023: Frohe Kunde für Heike’s Kiosk. Almut Pflüger, die bis zum 16. Lebensjahr in Sodingen gelebt und sich die eine oder andere bunte Tüte Klümpchen an der Bude am Sodinger Bunker gekauft hat, finanziert die Übernahme und Sicherung der Trinkhalle am Kurt-Edelhagen-Platz durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
21.12.2023: Mit einer kleinen Feierstunde und einem Nachbarschaftsfest wird der unterzeichnete Übernahmevertrag zwischen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stadt Herne auf dem Kurt-Edelhagen-Platz gefeiert.
08.09.2024: Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals stellt sich Heike’s Kiosk – organisiert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – den interessierten Menschen vor. Bezirksbürgermeister Mathias Grunert und Stadtarchivar Jürgen Hagen beteiligen sich mit viel Fachkenntnis am Programm.
Jürgen Hagen1
Anmerkung
- Quelle: Stadtarchiv Herne, Bestand Trinkhallen. ↩︎