Hügelgräber Gysenberger Wald (Bodendenkmal)

Die Hügelgräber wurden – nach Mitteilung von Garten-Direktor Ahrens an den Beigeordneten und Stadtbaurat Heinrich Knöll – im Jahr 1928 von Museumsdirektor Karl Brandt untersucht, der an der Erschließung des Gysenberger Waldes als Naherholungsgebiet beteiligt war. Nach Angabe des Försters Lindemann seien die Hügel im Volksmund als die „sieben heidnischen Hügel“ bezeichnet worden.

Am 20. Januar 1928 fand eine Besichtigung der Hügelgräber mit dem vom Provinzialkonservator von Westfalen beauftragten Assistenten für Vor- und Frühgeschichte des Landesmuseum Münster, Dr. Stieren, statt. Stieren stellte fest, dass die Grabanlage aus der Frühbronzezeit, also etwa 1800 bis 1700 Jahre vor Christus, stammt. Wegen der Einzigartigkeit empfahl er möglichst Schonung und vorerst Geheimhaltung, damit der Wald nicht überlaufen würde. Falls die Öffnung eines Grabes geplant sei, war er bereit, diese zu leiten.

Bei einer anschließenden Besichtigung des Heimatmuseums gab Dr. Stieren Karl Brandt auf, „über die aufgefundenen Hügelgräber im Giesenbergerwald weder etwas zu sprechen, noch zu schreiben“. Brandt sagte dies zu.

In den Berichten von Karl Brandt sind von 12 Hügelgräbern die Rede, allerdings sind heutzutage nur 11 im Gelände sichtbar. Es wurden in der damaligen Zeit lediglich Skizzierungen der Hügelpositionen angefertigt, sodass sich im Nachhinein nicht rekonstruieren lässt, welcher der 12 Hügel zerstört worden ist.

Laut Einschätzung von Dr. Stieren hat es östlich der Fundstelle früher eine große Anzahl weiterer Hügelgräber gegeben. Diese seien aber nach Auskunft von Förster Lindemann zwischen 1868 und 1878 durch die landwirtschaftliche Nutzung zerstört worden. Neben der Abgrenzung des kultischen Totenbezirks vom Bereich der Lebenden, markierten die bronzezeitlichen Siedler mit den Hügelgrabanlagen ihre Einflussgebiete. Als offenkundige Landmarken dienten solche Grabanlagen auch später noch als Orientierungspunkte.

Zum Zeitpunkt der Entdeckung befand sich der Gysenberger Wald im Privatbesitz des Grafen von Westerholt-Gysenberg, sodass die noch erhaltenen Gräber sich in einem guten Erhaltungszustand befanden. Bis zur Eintragung in die Denkmalliste am 12. Februar 1992 sind Wegeführungen hinzugekommen, die die Gräber beeinträchtigen, in drei Fällen ist der Hügelfuß durch den Verlauf des Hauptweges teilweise geschnitten worden.

Die erhaltene Größe der Hügelaufschüttungen sind 10 bis 15 Meter im Durchmesser und sie haben eine Höhe von bis zu 1,50 Metern. Diese Daten dienen der zeitlichen Einordnung, die Gräber lassen sich somit in den älteren Abschnitt der Bronzezeit datieren.

Lageplan Hügelgräber Gysenberger Wald, Foto Fachbereich Umwelt und Stadtplanung - Untere Denkmalbehörde
Lageplan Hügelgräber Gysenberger Wald, Foto Fachbereich Umwelt und Stadtplanung – Untere Denkmalbehörde

Die Grabhügel im Gysenberger Wald sind die einzigen noch erhaltenen Gräber dieser Art im Ruhrgebiet. Es besteht die Vermutung, dass in der unmittelbaren Umgebung weitere Grabmäler zu finden sind, weshalb nicht nur die Gräber, sondern auch die Umgebung schützenswert sind.

Die Hügelgräber sind aus zwei Gründen erhaltenswert, zum einen aus historischen, zum anderen aus wissenschaftlichen Gründen.

Es sind keine Grabungen an den Hügelgräbern vorgenommen worden, da dort vermutlich keine archäologischen Artefakte zu finden sind. Daher lässt sich eine Zerstörung der Hügel durch Ausgrabungen nicht rechtfertigen.

Durch den Sturm an Pfingsten 2014 wurde der Gysenberger Wald beschädigt, sodass es infolgedessen zu Aufforstungsarbeiten kam, auch an der Grabhügelgruppe. Bei diesen Arbeiten wurde ein Grabhügel beschädigt, da sich neugepflanzte Bäume zu nah an diesem befanden. Sie wurden aus diesem Bereich entfernt und die Pflanzlöcher mit Waldboden aufgefüllt. 

Katharina Carpentier, Thorsten Brokmann1 mit Ergänzungen von Jürgen Hagen2

Anmerkungen

  1. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung – Untere Denkmalbehörde. ↩︎
  2. Quelle: Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Sammlung Denkmale, Hügelgräber Gysenberger Wald. ↩︎