Es war der 26. September 1927, an dem die Stadt Herne den Gysenberger Wald vom Grafen Egon Franz von und zu Westerholt erwarb. Der schwer arbeitenden Herner Bevölkerung sollte – ganz im Sinne der vom Kreisausschuss zu Dortmund im Jahre 1909 angeregten Anlegung von Volksgärten – ein Naherholungsgebiet geschaffen werden.
Der Ostbach wurde in Ordnung gebracht und vorbei an Wiesen und alten Buchen legte die Stadt Wanderwege in das hügelige Gelände an. Nach dem Vorbild anderer Städte kam 1934 ein Tierpark hinzu.
Am 03. Januar 1928 teilte Garten-Direktor Ahrens dem Beigeordneten und Stadtbaurat Heinrich Knöll, dieser dem Leiter des Heimatmuseums – Karl Brandt – mit, dass bei der Aufschließung des Gysenberger Waldes an der Bergmannsallee neun Hügel in regelmäßiger Anordnung gefunden worden seien. Nach Angabe des Försters Lindemann seien die Hügel im Volksmund als die „sieben heidnischen Hügel“ bezeichnet worden.
In Brandts Berichten ist von 12 Hügelgräbern die Rede, allerdings sind heutzutage nur 11 im Gelände sichtbar. Es wurden in der damaligen Zeit lediglich Skizzierungen der Hügelpositionen angefertigt, sodass sich im Nachhinein nicht rekonstruieren lässt, welcher der 12 Hügel zerstört worden ist.
Zum Zeitpunkt der Entdeckung befanden sich die Gräber in einem guten Erhaltungszustand. Bis zur Eintragung in die Denkmalliste am 12. Februar 1992 sind Wegeführungen hinzugekommen, die die Gräber beeinträchtigen, in drei Fällen ist der Hügelfuß durch den Verlauf des Hauptweges teilweise geschnitten worden. Die erhaltene Größe der Hügelaufschüttungen sind 10 – 15 m im Durchmesser und sie haben eine Höhe von bis zu 1,50 m. Diese Daten dienen der zeitlichen Einordnung, die Gräber lassen sich somit in den älteren Abschnitt der Bronzezeit datieren. Die Grabhügel im Gysenberger Wald sind die einzigen noch erhaltenen Gräber dieser Art im Ruhrgebiet. Es besteht die Vermutung, dass sich in der unmittelbaren Umgebung weitere Grabmäler befinden, weshalb nicht nur die Gräber, sondern auch die Umgebung schützenswert sind.
Ein Bericht aus dem Jahre 1965 zeigt die Wertschätzung der Herner*innen für den Gysenberger Wald:
Die silbergrauen, mächtigen Stämme der Rotbuche sind der Stolz des Gysenbergs. Zählt doch die Buche zu den schönsten Waldbäumen der heimatlichen Landschaft. Weil sie hier am Gysenberg klimatisch sehr günstige Wachstumsbedingungen vorfand – die Wärme des Sommers und die reichliche Feuchtigkeit in dem Quellenbereich – konnte sie so gigantisch aufwachsen. Zweimal im Jahresablauf vermittelt der Buchenwald des Gysenbergs dem Naturfreund ein Erlebnis: Wenn längst im übrigen Walde Frühlingserwachen gefeiert wird, regt sich in seinen hohen Baumkronen noch nichts. Dafür bietet aber sein Waldboden die frühesten Frühlingsboten. Schneeglöckchen lugen unter der braunen Vorjahrslaubdecke hervor. Veilchen und Salomonssiegel, Aronstab sind da. Im März und April brechen hier mit unbändiger Kraft die farbigen Frühlingskinder aus, um im Sonnenlicht zu blühen. Dieses Schauspiel bietet fast nur der Buchenwald, der in den weitausladenden Baumkronen noch kein Grün anzeigt und den Blumen unter sich genug Sonnenlicht gönnt, um leben zu können.
Aber zum zweiten Male – im Hochsommer – wenn die bogig nach oben gerichteten Äste ein wuchtiges dunkelgrünes Laubdach tragen, freut sich der Wanderer, in einer kühlen Halle ruhen zu können. Wenn man sich dann auf Pfaden und Wegen dem Gysenberg nähert, glaubt man einen Dom zu betreten, dessen Dach die großen Laubbögen und dessen Säulen die silbergrauen Buchenstämme darstellen. Wir werden an die Worte Eichendorffs erinnert „von den Buchenhallen“, die wir durchwandern.
Noch eine zweite Buchenart treffen wir im Gysenberg an: die Hainbuche. Wegen der weißgelblichen Farbe des Holzes auch Weißbuche genannt. Sie ist der Rotbuche ähnlich, aber nicht mit ihr verwandt. Sie hat ebenfalls einen silbergrauen Stamm, der aber lange nicht so hoch und auch nicht so walzenartig rund ist. Er ist ein zäher Baum, der sogar das „Köpfen“ vertragen kann und eine erstaunlich hohe Ausschlagsfähigkeit besitzt.
Wenn Deutschland das einzige Land ist, in dem die Buche die besten Wachstumsbedingungen vorfindet, dann hat auch unser Gysenberg mit seinem weithin bekannten schönen Bestand an Rot- und Weißbuchen daran einen zwar kleinen aber bestechend schönen Anteil.1
In den 1960er Jahren hatte sich der Stadtwald zu dem entwickelt, was die Stadtväter sich 1927 beim Kauf des Gysenberger Waldes zum Ziel gesetzt hatten. So wurde er intensiv von Wanderern und Spaziergängern zur Erholung genutzt. Die Gartenwirtschaften Galland, Kranenberg und Forsthaus waren entstanden, es gab eine Minigolfanlage und andere kleine Attraktionen.
Die Bereisungskommission des damaligen Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk erkannte die Standortvorteile, und so sollte Herne den Zuschlag für den ersten Revierpark erhalten.2
Jürgen Hagen