Heinrich August Schulte-Sodingen, geb. 10. Februar 1869 in Sodingen jetzt Herne, gest. 25. Februar 1920 in Hörde jetzt Dortmund war westfälischer Pfarrer (evangelisch).
Leben
Schulte-Sodingen war Sohn des Landwirts Heinrich Schulte-Sodingen, der den Schultenhof des historischen Hauses Sodingen (1645 mit Haus Strünkede vereinigt) im Ostbachtal bewirtschaftete.
Er besuchte Volk- und Rektoratsschule in Herne und trat Ostern 1883 in die Untertertia (Klasse 8) des Gymnasiums am Burgplatz in Essen ein. Nach dem Abitur 1890 studierte er Evangelische Theologie in Halle, Berlin und Bonn. Im Herbst 1893 legte er das Erste theologische Examen ab. Nach dem Vorbereitungsdienst (Vikariat) folgte das Zweite theologische Examen im Herbst 1895 vor dem Konsistorium in Münster.
Von April 1896 bis April 1897 besuchte Schulte-Sodingen das Predigerseminar der westfälischen Provinzialkirche in Soest. 1897 bis 1898 war er Hilfsprediger (Assessor) in Haßlinghausen/Kirchenkreis Schwelm. Nach seiner Ordination in Schwelm war er Pfarrvertreter in Ladbergen, Altena und Rödgen (Kreis Siegen). 1890 wurde er in die zweite Pfarrstelle in Weidenau eingeführt.
Am 01.05.1900 heiratete er Ottilie Partmann genannt Bohnenkamp aus Herne.
Tätigkeit
Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer gründete Schulte-Sodingen am 28. August 1902 mit Mitgliedern des Evangelischen Arbeiter-Vereins die „Arbeiter-Wohnungsgenossenschaft zu Weidenau“, heute Wohnungsgenossenschaft Hüttental e.G. Die seinerzeit größte Leistung der Genossenschaft war die Errichtung der Rentengutskolonie Vogelsang in Weidenau mit 75 Siedlern aus 44 Handwerks- und Industriearbeiter-Berufen.
Diese Tätigkeit begann 1907 mit dem Kauf eines rund 120.000 m² ehemaligen Haubergsgeländes und einem Fischweiher. Zum Bau gehörten die 4 oder 5 Zimmer großen Eigenheime inklusive Keller und Stallung auf einem ca. 1.300 m² großen Grundstück mit Hausgarten zum Obst- und Gemüseanbau sowie Wasserleitungs- und Wegenetz mit zunächst 22 Gaslaternen. Zudem musste ein kleines Feuerwehrgerätehaus („Spritzenhaus“) gebaut und ein Schulplatz vorgehalten werden. Schließlich entstand mit dem Calvinhaus ein kirchliches Gemeindehaus (2007 abgerissen).
Der Siedlungsbau orientierte sich an der von Friedrich von Bodelschwingh erbauten Rentengutskolonie in Bethel (Bielefeld). Der Leiter des Bauamts der Anstalt Bethel, Regierungsbaumeister a.D. Karl Siebold, hatte den Entwurf der Häuser gefertigt sowie die Bauleitung inne. Am 31. Dezember 1913, 6 Jahre nach Kauf des Grundstücks, war die Rentengutskolonie Vogelsang fertiggestellt. Der Verband Westfälischer Bauvereine empfahl die Siedlung zur Besichtigung, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Zudem wurde die Siedlung in der Fachliteratur gewürdigt und das Modell eines Siedlungshaus nebst Bauzeichnungen auf einer Ausstellung der Deutschen Bauvereine vorgestellt. Die Form des Rentengutes bedeutete Bauen mit sehr geringen Eigenkapital. Sie wurde zuerst 1886 für die preußischen Provinzen Posen und Westpreußen, dann für ganz Preußen geschaffen.
Schulte-Sodingen war darüber hinaus von 1900-1913 Vorsitzender des Evangelischen Arbeitervereins in Weidenau und Gründer des Bezirksverbandes Siegen der Evangelischen Arbeiter- und Volksvereine.
Heinrich August Schulte-Sodingen folgte 1913 einem Ruf als Pfarrer in die Evangelische Kirchengemeinde Hörde im heutigen Dortmund. Auch dort widmete er sich dem Arbeiterwohnungsbau, zumal er bereits während seiner Tätigkeit in Weidenau gute Kontakte zu Industriearbeitern aufbauen und pflegen konnte.
Schulte-Sodingen verstarb plötzlich und früh am 25. Februar 1920 an einer Lungenentzündung, die er sich bei der Mithilfe an einem Neubau zugezogen hatte. Er wurde unter großer Anteilnahme in Hörde bestattet.
Die heutige Familie Schulte- (zu) Sodingen lebt inzwischen lediglich außerhalb unserer Stadt.
Ehrungen
Sein Wirken in Weidenau ehrt ein Gedenkstein mit Gedenktafel am Schulte-Sodingen-Platz sowie die Schulte- mit ihrer Verlängerung, der Sodingenstaße, in Siegen. In Dortmund-Berghofen (Hörde) erinnert die Schulte-Sodingen-Str. an ihn.1
Anmerkung
- Flender, Hans-Martin, Pastor Schulte-Sodingen und die Rentengutskolonie Vogelsang. In: Um den Rabenhain (Zeitschrift des Vereins für Bürbacher Ortsgeschichte und Heimatpflegee.V.), Nr. 1, Siegen 1986, S. 22-31, dort weitere Quellenangaben. ↩︎