Die „Fliegende Kommission“ besuchte Herne vom 8. Juli bis zum 11. Juli 1969.
Der erwartete Besuch wurde von der Herner Verwaltungsspitze intensiv vorbereitet, das Programm bis in alle Einzelheiten geplant. Vorausgegangen waren Informationsfahrten nach Hamm, Bottrop und Bochum. Diese Städte waren bereits von der Eising-Kommission bereist worden.
Ab Anfang Mai 1969 wurde begonnen, Zahlen, Daten und Informationen aus allen Bereichen zusammenzustellen und didaktisch aufzuarbeiten. Der Leiter des Stadtplanungsamtes Leyh, der Leiter des Hauptamtes Rasche und der wissenschaftliche Mitarbeiter von Hoff wurden mit der Koordination beauftragt. Bis zum Besuch der Eising-Kommission wurden neunzehn Treffen und Arbeitssitzungen zur Vorbereitung abgehalten. Ab Juni nahmen auch Oberstadtdirektor Ostendorf und Stadtdirektor Raddatz an den Sitzungen teil.
Die Informationen, die die Eising-Kommission über Herne erhalten sollte, wurden in drei Gruppen gegliedert:
1. Gebundene Zentralität: Bestandsaufnahme und Ausblick auf die künftige Entwicklung und Versorgung der Herner Bevölkerung sowohl mit kommunal- als auch privatwirtschaftlichen Dienstleistungen.
2. Freie Zentralität: Kommunale und privatwirtschaftliche Einrichtungen am Ort, deren Bedeutung über den lokalen Bereich hinausgehen (Krankenhäuser, Schulen, Arbeitsgericht, etc.).
3. Teilregionale Bedeutung: Von Herne nach außen wirkende Aktivitäten (Bücherei des deutschen Ostens, Revierpark Gysenberg, Position örtlicher Vertreter in überörtlichen Gremien, z.B. Städtetag); räumliche, wirtschaftliche und geografische Verknüpfungen zur umgebenden Regionalstruktur.
Die Ergebnisse aus den Arbeitssitzungen und den Rückläufen der bei den verschiedenen Stadtämtern und außerkommunalen Trägern angeforderten Unterlagen und Informationsschriften wurden in einer Informationsmappe für die Mitglieder der EisingKommission und in Vorträgen verarbeitet.
Der bevorstehende Besuch der Eising-Kommission wurde bis ins kleinste Detail vorbesprochen und durchgeplant. Tag für Tag, Schritt für Schritt: Vorträge, Pläne, Pressetermine, eine Stadtrundfahrt mit anschließender Bootsfahrt auf dem Rhein-Herne-Kanal bis Henrichenburg. Für die Stadtrundfahrt wurde ein komfortabel ausgestatteter Konferenzbus von der Essener Verkehrs AG ausgeliehen. Mit Hilfe eines Grundrisses des Fahrzeugs nahm man schon im Voraus eine Platzverteilung vor, um eine vorteilhafte Mischung zwischen Kommissionsmitgliedern und Verwaltungsfachleuten zu gewährleisten. Eine Generalprobe der Stadtrundfahrt wurde an zwei Terminen unter Beteiligung der gesamten Verwaltungsspitze durchgeführt. Die genaue Route, jeder Haltepunkt, alle Hinweise und Ansagen plante und übte man bis in jede Einzelheit. Alleine an dem Aufwand, der in die Vorbereitungen investiert wurde, kann man ablesen, wie hoch der Stellenwert der Bereisung durch die Kommission eingeschätzt wurde.
Ein Aufwand, der sich für Herne lohnte. Die Schlussbesprechung nach dem viertägigen Besuch wurde in Form einer Pressekonferenz abgehalten und fand in Anwesenheit von Oberbürgermeister Brauner, der Fraktionsvorsitzenden, der Dezernenten und der örtlichen Presse statt. In Richtung Herner Stadtspitze betonte Dr. Eising, dass in Sachen Neuordnung noch alles möglich sei, nämlich die Beibehaltung des Status quo bis hin zu einem Großkomplex Ruhrstadt. „Die Eising-Kommission zeigte sich beeindruckt von der Leistungsfähigkeit Hernes“, so die Westfälische Rundschau Herne vom 12. Juli 1969.
Jürgen Hagen, Erstveröffentlichung des ursprünglichen Textes: „Die Liebe aber kommt im Bett… – Die Geschichte der Städteehe von Herne und Wanne-Eickel“. Jürgen Hagen. In: „Der Emscherbrücher“ Band 17 (2016/17). Seiten 33 bis 35. Herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V. Herne 2016.