Wie auch Herne bereitete sich Wanne-Eickel auf den Besuch der Eising-Kommission, die ihr Kommen für die Zeit vom 23. Februar bis zum 26. Februar 1970 angekündigt hatte, vor. Diesmal waren die Vorstellungen der Kommission in Bezug auf das Besuchsprogramm und die im Voraus zu erstellenden Arbeitsunterlagen aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen klar definiert.
Der erste Tag war, wie bei allen anderen Städten auch, für eine Stadtrundfahrt vorgesehen. Am zweiten Tag erwartete die Eising-Kommission einen Gesamtüberblick über die besonderen Anliegen und Problemstellungen der Stadtentwicklung durch den Oberstadtdirektor nebst Berichten zur Bauleitplanung, Verkehrssituation, Grünplanung, Stadtkernplanung, Sanierungsvorhaben, Ver- und Entsorgung, vorgetragen vom Stadtbaurat, der möglichst an der gesamten Unternehmung teilnehmen sollte. Nach den beiden ersten Tagen, denen die Kommission das größte Gewicht beimessen würde, sollten am dritten und vierten Tag Schulwesen, Kultur, Gesundheits- und Sozialfürsorge sowie Finanzangelegenheiten behandelt werden. Am ersten und am letzten Tag wurde erwartet, dass neben der Verwaltung auch der Oberbürgermeister, die Bürgermeister, die Fraktionsvorsitzenden, die Beigeordneten und Landtagsabgeordneten teilnehmen. Es bestanden keine Bedenken, die Presse bei der Begrüßung, bei der Stadtrundfahrt und auch an der Schlussbesprechung teilnehmen zu lassen.
Die Fertigstellung der hieraus geforderten Arbeitsunterlagen, die den Beweis erbringen sollten, dass in Wanne-Eickel der verfassungsgemäße Auftrag der Selbstverwaltung zum Wohle der Bürger erfüllt wurde, und alle anderen Vorbereitungen zum Besuch der Kommission wurden ab November 1969 unter Federführung des Hauptverwaltungsamtes durchgeführt. Anfang Februar 1970 wurde das Besuchsprogramm an die Mitglieder der Kommission verschickt.
Ähnlich wie in Herne wurde den Kommissionsmitgliedern bei Besuchsantritt ein Bericht, hier in Form eines 170 Seiten umfassenden Grundlagenberichts der Stadt Wanne-Eickel überreicht. Im Gegensatz zu Herne jedoch war in dem Bericht, außer bei der Belegungsstatistik der Krankenhausbetten und bei der Nutzung der Schwimmbäder, kein Versuch zu erkennen, eine Bedeutungsstrahlung auf umliegende Bereiche darzustellen. Im Abschnitt Kultur wurde besonders die 1965 eingeweihte Volkshochschule in der Wilhelmstraße mit ihrem breitgefächerten Angebot hervorgehoben. Wanne-Eickel gehörte zu den wenigen Städten in Nordrhein-Westfalen, die ein eigenes Haus für die Erwachsenenbildung vorweisen konnte.
Nach dem Kommissionsbesuch ließ Dr. Eising in seinem Schlusswort keinen Zweifel daran aufkommen, dass Wanne-Eickel im Zuge der Neugliederung des Ruhrgebiets in einem übergeordneten Verband aufgehen werde. Nur die Form und den genauen Zeitpunkt könne man noch nicht festlegen. Deshalb forderte er die Stadtverordneten auf, sich verstärkt um Kontakte zu den umliegenden Städten zu bemühen. So könne man sich gegenseitig kennenlernen und gemeinsam die jeweiligen Probleme erörtern. Eigene Standpunkte sollten überprüft werden.
In einem Bericht der Ruhr-Nachrichten vom 27. Februar 1970 mit der Überschrift „Rückstand anderen gegenüber deutlich“ erklärte Dr. Eising, dass Wanne-Eickel alles in allem einen deutlichen Entwicklungsrückstand gegenüber anderen Ruhrgebietsstädten aufweise. Die Westdeutsche Al/gemeine Zeitung vom 27. Februar 1970 berichtete unter dem Titel „Zum Abschied eine ganz offene Sprache“, dass die Stadtwerdung durch Einflüsse wie Zersplitterung, Trennung durch die Bahn, Wirtschaftskrisen, Krieg sowie Bergbaukrise behindert worden sei. Erst in den letzten Jahren sei eine klare Planung entwickelt worden, die nun nach und nach umgesetzt werde.
Jürgen Hagen, Erstveröffentlichung des ursprünglichen Textes: „Die Liebe aber kommt im Bett… – Die Geschichte der Städteehe von Herne und Wanne-Eickel“. Jürgen Hagen. In: „Der Emscherbrücher“ Band 17 (2016/17). Seiten 35 bis 36. Herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V. Herne 2016.