Geschichte der Familie von Rump zu Crange

Der Lehrer und Heimatforscher Dietrich Rodenbeck (†) legt in seiner hektographierten Schrift „Ein Dorf im Crang der Emscher“ (Meine Heimatstadt Wanne-Eickel) von Ostern 1950 nieder – wie auch weitere Heimatschriftsteller -: „1812 verlegte die Familie von Rump ihren Wohnsitz nach Dellwig, das ihr durch Erbschaft zugefallen war und verpachtete Haus Crange.“ So auch Wolfgang Brockhoff.

Das Wasserschloss Haus Dellwig liegt im Tal des Dellwiger Baches in Dortmund-Dellwig, südlich von Dortmund-Westrich zwischen den bekannteren westlichen Dortmunder Stadtteilen Lütgendortmund und Marten an der Dellwiger Straße 130 in 44388 Dortmund. Das Haus wurde nicht geerbt, sondern 1816 von Carl Theodor von Rump zu Crange (†1822) gekauft – inklusive einer Hypothekenschuld von 34.000 Reichstalern. Dieses macht zugleich die gute Vermögenssituation der Familie von Rump deutlich. Verkäufer war Engelbert von Hoerde zu Schwarzenraben (in Lippstadt) und Störmede (1786-1846).

Sohn Carl Alexander von Rump zu Crange und Dellwig (1810-1851) war Erbe. Er ließ auf Dellwig diverse Veränderungen vornehmen wie Steinkonstruktion statt Zugbrücke sowie Englischer Landschaftsgarten statt Nutzgarten südlich des Herrenhauses. Carl Alexander starb unverheiratet 1851 und sein Erbe fiel an seine Mutter Walburga geborene von Schade zu Ahausen (†1888), der Witwe Carl Theodors, zurück – wie öfter in der Familie bei Tod erwachsener Kinder (Söhne) / Erben. Die Familie verkaufte Haus Crange 1884 an die Harpener Bergbau-AG. Haus Dellwig vermachte Walburga ihrer ältesten Tochter Anna (1842-1902), die mit Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen (1815-1898; Eheschließung 1862) verheiratet war.

Annas Sohn und Erbe, Reichsfreiherr Ignaz von Landsberg-Velen (1872-1926) verkaufte das durch Bergschäden (Zechen Zollern und Germania) stark in Mitleidenschaft gezogene Haus Dellwig 1904 für eine Millionen Reichsmark an die Gelsenkirchener Bergwerks-AG (einschließlich der dazu gehörenden beiden Wassermühlen und des ebenso dazu gehörenden Hauses Holte). Er zog nach Schloss Ahausen in Finnentrop/Sauerland und nahm dorthin das wertvollste bewegliche Inventar (auch das frühere Cranger Tryptichon) mit. Ahausen war durch Erbschaft sein Eigentum geworden.

Ignaz von Landsberg-Velen verstarb unverheiratet 1926. Erbin war seine Schwester Maria Annunciata von Wrede-Melschede (1863-1935). Ihre Tochter und Erbin Anna (1887-1958) heiratete 1908 den Grafen Stephan von Spee (1866-1956). Haus Ahausen in Finnentrop mit dem bekannten Archiv, das auch das frühere Cranger Archiv umfasst, ist weiterhin im Eigentum der Grafen von Spee zu Ahausen in Finnentrop. Das Archiv befindet sich im 1. Stockwerk des Renteigebäudes über der Kapelle. Jetziger Eigentümer ist Stephan Graf von Spee (*1944) mit seiner Frau Gabriele geborene von Boeselager, ein Enkel des vormaligen Stephan von Spee und Sohn von Dr. Ferdinand Graf von Spee (1908-1980). Sie haben fünf Kinder. Wirtschaftliche Grundlage der Familie ist die Forstwirtschaft.

Seit 1978 ist die Stadt Dortmund Eigentümerin von Haus Dellwig, die die Gebäude in den 1980er Jahren abschnittsweise sanierte. Es ist heute weitgehend an einen landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet. Seit 1988 ist das Heimatmuseum Lütgendortmund mit sechs Räumen im Ostflügel der Vorburg untergebracht. Präsentiert werden Gegenstände aus Landwirtschaft und Handwerk, Arbeitswelt und Haushalt mehrheitlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weitere Themen sind der Bergbau, das Vereinsleben und die weitere Geschichte Lütgendortmunds. Das Museum ist von Mai bis Oktober stets sonn- und feiertags von 11 – 14 Uhr geöffnet.

Frank Sichau, August 2022