Pestlinde und Pestkreuz in Börnig – Erinnerung an den ‚Schwarzen Tod‘

Unter einer gewaltigen Linde im „Eschfeld“ wurde zur Erinnerung an die Pest im Jahre 1636 ein Kreuz errichtet. Dorthin führte jährlich am 25. Mai zum Fest des Heiligen Urbanus eine Bittprozession. Die Pest zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatte unter der bäuerlichen Bevölkerung in Herne und Umgebung zahlreiche Opfer gefordert: Es gab damals sogar Dörfer, in denen alle Einwohner infolge der Epidemie starben, z.B. Merklinde, heute ein Stadtteil von Castrop-Rauxel.

Die ursprüngliche Linde, auch „Urbanuslinde“ genannt, ist trotz mehrerer Rettungsversuche eingegangen und bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch eine junge ersetzt worden. Vorab soll es Versuche gegeben haben, aus der alten Linde Sprößlinge zu ziehen. Diese Versuche seien aber fehlgeschlagen. Tatsächlich versuchte man, die alte Linde durch Entfernen der schadhaften Äste zu retten. Dadurch wurde jedoch das Sterben des Baumes beschleunigt. Schließlich pflanzte man eine junge Linde.1 Fraglich ist, ob wirklich erst mit der Errichtung des Pestkreuzes eine Linde gepflanzt wurde, wie häufig zu lesen ist. Der ehemalige Herner Stadtarchivar Manfred Hildebrandt verneinte das, wie man dem ersten Absatz entnehmen kann.2

Pestlinde und Pestkreuz, Foto Stadtarchiv Herne
Pestlinde und Pestkreuz, Foto Stadtarchiv Herne

Das sogenannte Pestkreuz musste mehrmals erneuert werden, zuletzt 1926. Nachdem es aus konservatorischen Gründen einige Jahre im Emschertal-Museum gelagert worden war, wurde dieses ca. zwei Meter hohe Holzkreuz am 25. Mai 1984 auf einem Sockel aus Feldsteinen wieder aufgestellt. Das Pestdenkmal steht seit 1997 unter Denkmalschutz.3|4

Manfred Hildebrandt, Jürgen Hagen

Auch interessant: Corona-Gedenkort in Börnig; Die Pest in Recklinghausen, Castrop- Rauxel sowie Herne und das Obercastroper Bokenbuch

Anmerkungen

  1. B. Stegmann-Sodingen: ‚Die Pest in unserer Heimat‘, In: Heimatblätter für Castrop und Umgebung. Monatsschrift des Vereins Heimatpflege. 5. Jahrgang, Nr. 8, August 1926, Seiten 123 und 124. ↩︎
  2. Zitiert aus: „…bey den spätesten Nachkommen in beständig gutem Andenken zu erhalten…“-Denkmäler in Herne und Wanne-Eickel, Manfred Hildebrandt, Der Emscherbrücher Band 14 (2008/09), Seiten 71 und 72, herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V., Herne 2008. Ebenso Walter Schott: ‚Die Pest in Castrop‘, In: Kultur und Heimat, Heimatblätter für Castrop-Rauxel und Umgebung. Herausgegeben vom Ortsverein Castrop-Rauxel des Westfälischen Heimatbundes, 50. Jahrgang, 1999, Seiten 133 und 134. Gleichfalls B. Stegmann-Sodingen: ‚Die Pest in unserer Heimat‘, In: Heimatblätter für Castrop und Umgebung. Monatsschrift des Vereins Heimatpflege. 5. Jahrgang, Nr. 8, August 1926, Seiten 123 und 124. ↩︎
  3. Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Denkmäler, Pestkreuz und Pestlinde. ↩︎
  4. Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Band 1, Herne 1997, Seite 67, An der Linde. ↩︎