An der Linde

Die Gewannbezeichnung „an der Linde“ erscheint im Flurbuch der Gemeinde Castrop von 1829 in der Flur XXII, genannt Börnig.

Sie ist benannt nach einer gewaltigen Linde im „Eschfeld“, unter der zur Erinnerung an das Pestjahr 1636 ein Kreuz errichtet wurde. Dorthin führte jährlich am Urbanustag (25. Mai) eine Bittprozession. Die Pest zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) hatte unter der bäuerlichen Bevölkerung in Herne und Umgebung zahlreiche Opfer gefordert: Es gab Dörfer, in denen über die Hälfte der Einwohner an der Epidemie starb.

Pestlinde und Pestkreuz, Foto Stadtarchiv Herne
Pestlinde und Pestkreuz, Foto Stadtarchiv Herne

Die alte Linde, auch „Urbanuslinde“ genannt, ist eingegangen und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert durch eine junge ersetzt worden. Vorab soll es Versuche gegeben haben, aus der ursprünglichen Linde Sprößlinge zu ziehen. Diese Versuche seien aber fehlgeschlagen. Tatsächlich versuchte man, die alte Linde durch Entfernen der schadhaften Äste zu retten. Dadurch wurde jedoch das Sterben des Baumes beschleunigt. Schließlich pflanzte man eine junge Linde.1 Fraglich ist, ob wirklich erst mit der Errichtung des Pestkreuzes eine Linde gepflanzt wurde, wie häufig zu lesen ist. Der ehemalige Herner Stadtarchivar Manfred Hildebrandt verneinte das.2

Das sogenannte Pestkreuz musste wiederholt erneuert werden, zuletzt 1926.3|4

Jürgen Hagen

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Anmerkungen

  1. B. Stegmann-Sodingen: ‚Die Pest in unserer Heimat‘, In: Heimatblätter für Castrop und Umgebung. Monatsschrift des Vereins Heimatpflege. 5. Jahrgang, Nr. 8, August 1926, Seiten 123 und 124. ↩︎
  2. Siehe: „…bey den spätesten Nachkommen in beständig gutem Andenken zu erhalten…“-Denkmäler in Herne und Wanne-Eickel, Manfred Hildebrandt, Der Emscherbrücher Band 14 (2008/09), Seiten 71 und 72, herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V., Herne 2008. Ebenso Walter Schott: ‚Die Pest in Castrop‘, In: Kultur und Heimat, Heimatblätter für Castrop-Rauxel und Umgebung. Herausgegeben vom Ortsverein Castrop-Rauxel des Westfälischen Heimatbundes, 50. Jahrgang, 1999, Seiten 133 und 134. Gleichfalls B. Stegmann-Sodingen: ‚Die Pest in unserer Heimat‘, In: Heimatblätter für Castrop und Umgebung. Monatsschrift des Vereins Heimatpflege. 5. Jahrgang, Nr. 8, August 1926, Seiten 123 und 124. ↩︎
  3. Stadtarchiv Herne, Dokumentationsbibliothek, Denkmäler, Pestkreuz und Pestlinde. ↩︎
  4. Herne – von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Band 1, Herne 1997, Seite 67, An der Linde. ↩︎