Nachdem sich 1875 das Amt Wanne bildete, teilte sich dieses 1891 in die Ämter Eickel mit den Gemeinden Eickel und Holsterhausen und Wanne mit den Gemeinden Bickern, Crange und Röhlinghausen. Ab 1902 dann starteten Planspiele zur Schaffung eines „leistungsfähigen Gemeinwesen“. Zur Diskussion standen die Vereinigung der Ämter Eickel und Wanne bei gleichzeitiger Erhebung zur Stadt, die getrennte Stadterhebung der Hauptgemeinden Wanne und Eickel oder aber die Auflösung der Amtsverbände und Eingemeindung in die benachbarten Großstädte Gelsenkirchen und/oder Bochum bzw. Herne.
Hernes Westorientierung bekam neue Nahrung. Oberbürgermeister, Dr. Georg Sporleder, wandte sich „streng vertraulich“ am 3. Februar 1919 an die Ämter Eickel und Wanne: „Soll ein neues Gemeinwesen entstehen, so darf es sich m.E. nur um eine wirklich leistungsfähige Großstadt handeln, die sowohl in der Größe des Flächengebiets, in der Einwohnerzahl und vor allen Dingen auch in wirtschaftlicher Beziehung den benachbarten Großstädten mindestens ebenwdürdig ist. Aus diesen Erwägungen heraus mache ich unter Bezugnahme auf die mit den Herren Polizeipräsident zur Nieden, Gelsenkirchen, Amtmann Berkermann, Eickel und Amtmann Weiberg, Wanne gehaltene unverbindliche Vorbesprechung namens der Stadt Herne den Aemtern Eickel und Wanne den Vorschlag der Eingemeindung nach Herne, wobei darauf hingewiesen werden soll, daß auch nach dem Süden und Osten Herne’s hin eine den natürlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechende Abrundung des neuen Stadtgebiets angestrebt und bearbeitet wird durch die Einbeziehung des Amtes Sodingen und von Teilen der Gemeinden Riemke, Bergen, Hiltrop und Gerthe in den Eingemeindungsplan.
Die projektierte Großstadt würde 175.000 – 200.000 Einwohnern haben, sie könnte sich also neben den Großstädten Bochum und Gelsenkirchen sehr wohl behaupten und ihre Interessen mit gleicher Stärke vertreten. In dem vierseitigen Papier pries Dr. Sporleder alle Vorzüge seines Projekts an.
In einem weiteren Brief, geschrieben am 10. September 1919 legte er 60 Stücke einer „Denkschrift über die Vereinigung der Gemeinden Herne, Eickel und Wanne“ bei. In seinem Schreiben wies er darauf hin, „daß eine Vereinigung der Gemeinden schon deshalb erwünscht ist, weil einem großen leistungsfähigen Gemeinwesen die durch den Krieg erforderlichen großen Aufgaben erheblich leichter fallen würden, wie wirtschaftlich schwächeren Verbänden.“
Das Werben blieb ohne Erfolg. Am 1. April 1926 verschmolzen die fünf Gemeinden der Ämter Eickel und Wanne zur neuen kreisfreien Stadt Wanne-Eickel. Damit scheiterte auch der noch im Dezember 1925 von Oberbürgermeister Curt Täger unternommene Versuch, zumindest Holsterhausen nach Herne zu holen. Als Argument führte er an, dass die Gemeinde sich wirtschaftlich, siedlungs- und verkehrstechnisch von Herne aus entwickelt habe.
Jürgen Hagen, Erstveröffentlichung des ursprünglichen Textes: „125 Jahre (Alt-)Herner Stadtwerdung“. Jürgen Hagen. In: „Der Emscherbrücher“ Band 19 (2023/24). Seiten 7 bis 36 . Herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V. Herne 2023.



