Unter den Akten des Archivs Bodelschwingh-Bodelschwingh befindet sich neben einer Anzahl Schatzzettel des Gerichts Castrop eine Liste der Türkensteuer des
märkischen Amtes Bochum von 1542. Diese Liste, die hier nachstehend veröffentlicht wird, trägt die Aufschrift: „Deß Over Undt Neder Ambtß Bochem lngesetten (die Eßenschen Stichtzhoven Uitgescheden) Türkenstuir Anno XLII Verwilliget umb den IVd. septembris Verordent“. Sie ist erhalten als Papierheft, 2 Lagen zu 5 Blatt in Folioformat. Die Liste scheint zur Veröffentlichung insbesonders geeignet, weil sie der Familienforschung für das 16. Jahrhundert wertvolle Aufschlüsse zu geben vermag, dann aber auch, weil sie die Lücke zwischen dem bereits veröffentlichten Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 und der Feuerstättenliste des Amtes Bochum von 1664 ausfüllt.
Die vorliegende Türkensteuerliste enthält nur die Schatzung des „Platten Landes“. Die Stadt Bochum und die Freiheit Wattenseheid sind bei der Schatzung nicht aufgeführt, von der Freiheit Castrop ist die Höhe der gezahlten Steuer angegeben. Die Freiheit Crange und die Herrlichkeit Mengede-Bodelschwingh sind nicht verzeichnet, weil sie 1542 noch nicht zur Grafschaft Mark gerechnet wurden. Wie beim Schatzbuch von 1486 ist auch hier noch das Amt Bochum in Ober- und Niederamt eingeteilt, während die Liste der Feuerstätten eine Dreiteilung in Ober-, Nieder- und Mittelamt aufweist. Einzelne Höfe, die im Schatzbuch noch unter einer Bauerschaft erscheinen, bilden in der Türkensteuerliste bereits eine besondere Bauerschaft. Für andere Bauerschaften
tritt selbst ein anderer Name auf (z. B. für Frielinghausen (1486) Querenburg (1542). In den jeweiligen Fußnoten ist auf diese Verschiedenheit gegenüber dem Schatzbuch und der Feuerstättenliste beim Abdruck hingewiesen. In der Feuerstättenliste fehlt das Gericht Castrop. Um einen Vergleich für das 17. Jahrhundert zu ermöglichen, ist mit der Türkensteuer für das Gericht Castrop die Schatzung des Jahres 1645 gleichzeitig mit zum Abdruck gebracht.
AIlgemein enthält die Türkensteuerliste sämtliche Höfe und Kotten des märkischen Amtes Bochum, nur die zur gefürsteten Reichsabtei gehörenden Güter sind nicht aufgeführt. Die Essener Stiftsgüter sind von der fürstlichen Rentei selbst besteuert worden. Ihre Türkensteuerlisten von 1534 und 1551 sind noch erhalten. Die Zahl der im Amt Bochum gelegenen Stiftsgüter der Abtei Essen lag 1542 über 80. Wie im Schatzbuch sind die zur Abtei Werden und den übrigen geistlichen Klöstern und Stiftungen gehörenden Güter mit der Steuer belegt worden. Auch die freien Bauern, die Eigenleute und die Armen sind zur Steuer veranlagt gewesen, nur die letzteren haben die Steuer nicht bezahlt. Geistlichkeit, Adel und Städte zahlten die Steuer gesondert, sie sind in der vorliegenden Liste nicht mit angeführt.
Die Liste enthält für das Oberamt Bochum folgende Bauerschaften: Lütgendortmund, Querenburg, Rechen-Wiemelhausen, Altenbochum, Hiltrop, Grumme, Stockum, Werne, Laer, Westrich, Kley, Oespel, Harpen, Gerthe, Somborn, Böwinghausen, Dellwig, Marten und Rahm; für das Niederamt: Riemke, Baukau, Herne, Hunthammer, Golthammer, Hofstede, Günnigfeld, Marmelshagen, Holsterhausen, Bickern, Hordel, Eickel, Eiberg,
Freisenbruch, Weitmar, Ebbendod, Höntrop, Hüllen, Westenfeld, Ueckendorf, Leithe, Braubauerschaft, Scholven, Heßler, Gelsenkirchen, Bulmcke, Stalleicken, Höfe vor Wattenseheid; für das Gericht Castrop: Frohlinde, Merklinde, Rauxel, Holthausen, Bövinghausen, Horsthausen, Obercastrop, Behringhausen, Börnig, Pöppinghausen, Sodingen und Bladenhorst. Ein Teil der Türkensteuerliste für das Gericht Castrop ist bereits von H. Wiggermann veröffentlicht, jedoch sehr lückenhaft und mit reichlichen Lesefehlern, sodaß die Gesamtveröffentlichung des Gerichts Castrop angebracht erschien.
Einen nicht uninteressanten Aufschluß gibt die Vergleichung der drei Schatzlisten
hinsichtlich der Zahl der steuerpflichtigen Güter in den Jahren 1486, 1542
und 1654.
Richard Borgmann, 1936
Ein herzlicher Dank geht an Udo Schwuntek vom Stadtarchiv Herne, der die Türkensteuerliste von 1542 digitalisiert hat.
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Jürgen Hagen